
Berliner Humboldt-Forum Die Schlossgeister sind komplett

Baustelle des Berliner Schlosses: Noch ohne Geist der Gebrüder von Humboldt
Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpaMonika Grütters ist, wie üblich, begeistert. "Wir stehen hier", sagt die Staatsministerin für Kultur, "im bedeutendsten Kulturprojekt Deutschlands, auf das die ganze Welt schaut."
Auf die CDU-Politikerin schaut an diesem grauen Berliner Wintertag noch nicht die ganze Welt, aber wenigstens gut 50 Journalisten, die mit Bauhelmen und Signalwesten ausgerüstet durch den feuchten Rohbau des Humboldt-Forums stapfen - den umstrittenen Nachbau des Hohenzollernschlosses in der Mitte Berlins.
Bauministerin Barbara Hendricks (SPD) ist auch dabei und verkündet mit Grütters zusammen wichtige Personalien des mit 595 Millionen Euro veranschlagten Staatsbauprojekts. Seit 1990 wurde um die Erstellung einer Kopie des Barockschlosses debattiert und gestritten. Erstmals 2002 beschloss der Bundestag den Bau des nostalgischen Gebäudes, 2013 legte Bundespräsident Joachim Gauck den Grundstein, Ende 2019 soll der Schlossnachbau als Humboldt-Forum eröffnet werden.
Baustelle des Berliner Schlosses: Noch ohne Geist der Gebrüder von Humboldt
Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpaUnruhe war aufgekommen, nachdem der Vorstandssprecher der staatlichen Stiftung, die das Schloss baut, Manfred Rettig, Anfang des Jahres überraschend verkündete, dass er Ende Februar in den Ruhestand treten werde. Der Rückzug des erfahrenen Bauexperten war als dezente Protestaktion gegen drohende Umplanungen interpretiert worden, die Zeit- und Kostenrahmen des Projekts infrage stellen würden.
Die Überwachung des Baus soll nun im Vorstand der Stiftung der Ministerialrat aus dem Bauministerium Hans-Dieter Hegner übernehmen. Er hat keine Erfahrung mit Bauprojekten dieser Größenordnung. Der bisherige kaufmännische Vorstand Johannes Wien soll Sprecher des Stiftungsvorstands werden. Diesen Vorschlag werden die Ministerinnen Grütters und Hendricks, dem Stiftungsrat für dessen Sitzung am 15. März machen. Da das Gremiun, nach Auskunft eines Mitglieds, ein "reiner Abnickverein" ist, wird der entsprechende Beschluss nur mehr eine Formsache sein.
Warten auf den schottischen Heilsbringer
Auch noch nicht ganz auf Grütters' Weltniveau bewegt sich Lavinia Frey, die demnächst als Geschäftsführerin der Humboldt-Forum Kultur GmbH tätig werden und den kulturellen Betrieb des Humboldt-Forums planen soll. Die ehemalige Regisseurin ist Geschäftsführerin einer Berliner Kultur- und Konzeptagentur, die vorwiegend Literaturveranstaltungen organisiert.
So wartet alles auf den Heilsbringer Neil MacGregor, den einstigen Chef des British Museum in London. Als Gründungsintendant soll er dem Schlossnachbau den genialen Geist der Gebrüder Alexander und Wilhelm von Humboldt einhauchen.
Dass der schottische Museumsveteran keine Steckdose und keine Vitrine in der Ausführungsplanung mehr verändern wird, scheint sehr unwahrscheinlich. Dass der Niederländer Paul Spies, der für 4000 Quadratmeter Berliner Flächen im Schloss eine Dauerausstellung "Welt.Stadt.Berlin" konzipieren soll, ohne bauliche Umplanungen hinkommen wird, ist ebenso fraglich.
Die beiden Schlossbauherrinnen Grütters und Hendricks geben sich gleichwohl optimistisch, dass die beiden Grundsätze öffentlichen Bauens - es dauert länger und wird teurer als geplant - auf das Humboldt-Forum nicht zutreffen werden. Doch es ist auch noch unklar, ob es den Schlossfreunden gelingen wird, die Barockfassade ganz aus Spenden zu finanzieren. Da sollte dann die Welt vielleicht nicht so genau auf das Humboldt-Forum blicken.
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Noch eine große Baustelle: der Rohbau des Humboldt-Forums - umstrittener Nachbau des Hohenzollernschlosses in der Mitte Berlins.
Bauministerin Barbara Hendricks (2.v.r.) verkündete zusammen mit Kulturministerin Monika Grütters wichtige Personalien des mit 595 Millionen Euro veranschlagten Staatsbauprojektes.
Letztlich wartet alles auf den Heilsbringer Neil MacGregor, den einstigen Chef des British Museum in London: Als Gründungsintendant soll er dem Schlossnachbau den genialen Geist der Gebrüder Alexander und Wilhelm von Humboldt einhauchen.
Jetzt nur als Computersimulation: Ende 2019 soll der Schlossnachbau als Humboldt-Forum eröffnet werden.
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