Langjähriger SPIEGEL-Chefredakteur Johannes K. Engel ist tot

Johannes K. Engel
Foto: DER SPIEGELAm 27. August 1947 verfasste Johannes K. Engel, damals 20 Jahre alt und Mitarbeiter einer Amerikanischen Nachrichtenagentur, einen Brief an die Redaktion des SPIEGEL. In diesem bot er dem neuen Magazin seine Dienste an, gerne als Frankfurter Korrespondent. Schon im Impressum der SPIEGEL-Ausgabe vom 20. Dezember 1947 tauchte Engels Name auf.
In Frankfurt blieb Engel nicht lange, bald schon wurde der gebürtige Berliner Verantwortlicher Redakteur verschiedener Ressorts (Personalien, Wissenschaft, Technik, Kultur, Film) und 1959 Stellvertretender Chefredakteur, bevor er die Stelle antrat, deren "Idealtypus" er Rudolf Augstein zufolge verkörperte: die "des Chefredakteurs für ein Nachrichtenmagazin".
1961 wurden Johannes K. Engel und Claus Jacobi zunächst Chefredakteure "ohne es zu sein, die Arbeit aber schon tun, ohne im Impressum zu stehen" (so Rudolf Augstein in einer Festrede). Offiziell im Amt waren Engel und Jacobi vom 10. Januar 1962 an. Im Zusammenhang mit der SPIEGEL-Affäre wurde Johannes K. Engel im Oktober 1962 vorläufig festgenommen, aber nach einem Tag wieder freigelassen.
"Es gibt wohl keinen in Deutschland, dem man ein Nachrichtenmagazin überhaupt so bedenkenlos übertragen könnte", sagte Augstein, als 1986 Engels 25. Jahrestag als Chefredakteur gefeiert wurde.
Bis 1968 leitete er die Redaktion gemeinsam mit Claus Jacobi, von 1969 bis 1973 an der Seite von Günter Gaus, ab 1973 bildete er eine Doppelspitze mit Erich Böhme, 1986 stieß Werner Funk noch hinzu. "Und das hat er alles getan ohne Eitelkeit und ohne sich irgendwo in Pose zu setzen", sagte Augstein in seiner Jubiläumsrede. Am 29. Juni 1987 verabschiedete Augstein schließlich seinen langjährigen Chefredakteur.
Wie seine Familie bestätigte, ist Johannes K. Engel am 4. Januar 2018 in Hamburg gestorben. Er wurde 90 Jahre alt.