
K.O. Götz: Abstrakt und Informel
Pionier der abstrakten Kunst Maler K.O. Götz ist tot
Der Maler Karl Otto Götz ist tot. Der Pionier der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit sei am Samstag im Alter von 103 Jahren gestorben, bestätigte der Geschäftsführer der K.O. Götz und Rissa-Stiftung, Joachim Lissmann. Der als K.O. Götz bekannte Künstler starb demnach in seinem Haus im rheinland-pfälzischen Niederbreitbach-Wolfenacker im Westerwald, wo er seit 1975 mit seiner zweiten Frau Rissa gelebt hatte.
Grundprinzipien von Götz' Technik waren das schnelle Malen und die Rakeltechnik. Berühmt wurde er mit großformatigen gestischen Schwarz-Weiß-Kompositionen. "Abstrakt ist schöner" lautete sein künstlerisches Lebensmotto. Götz war mehrfach auf der Biennale von Venedig vertreten und hatte auf der Documenta II ausgestellt. Er war Ehrenmitglied der Kunstakademie Düsseldorf und erhielt 2007 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Götz wurde 1914 in Aachen geboren. 1932/1933 schrieb er sich an der dortigen Kunstgewerbeschule ein, wo er sich mit avantgardistischer Malerei auseinandersetzte und erste, vom Surrealismus beeinflusste Bilder schuf. Bereits 1935 wurde er von den Nazis mit einem Mal- und Ausstellungsverbot belegt.
Von 1936 bis 1938 leistete er Militärdienst bei der Luftwaffe in Gütersloh, anschließend von 1939 bis 1945 Kriegsdienst, unter anderem als Nachrichtenoffizier in Norwegen. 1941 besuchte er trotz aller Widrigkeiten die Kunstakademie Dresden und war mit den Künstlern Hans Arp und Otto Dix befreundet. Beim Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 wurde ein Großteil von Götz' Frühwerk vernichtet.

K.O. Götz: Abstrakt und Informel
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Götz zu einem der bekanntesten deutschen Künstler auf, er galt als ein Hauptvertreter der abstrakten Kunst und einer der wichtigsten Exponenten des "Deutschen Informel". Diese gegenstandslose Malerei war Teil der weltweiten Bewegung, die nach 1945 formal neue Wege in der bildenden Kunst beschritt, indem sie die Auflösung des klassischen Formprinzips einleitete. Als einziger Deutscher war Götz von 1949 bis 1951 Mitglied der Gruppe "CoBrA", die im Jahr zuvor von belgischen, niederländischen und dänischen Künstlern gegründet worden war.
Mindestens so einflussreich wie sein Schaffen als Künstler war Götz' Lehrtätigkeit: Als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie bildete er von 1959 bis 1979 weltberühmte Künstler wie Sigmar Polke oder Gerhard Richter aus. Mit seiner Kollegin an der Kunstakademie, Karin Martin (Künstlerinnenname Rissa), ging Götz seine zweite Ehe ein und erforschte mit ihr in den Sechzigerjahren Aspekte der visuellen Wahrnehmung in Bezug auf die Persönlichkeitspsychologie, die unter anderem zu dem bis heute verwendeten Visual-Aesthetic-Sensitivity-Test (VAST) führten; die Ergebnisse legten sie 1972 in ihrem Buch "Probleme der Bildästhetik" nieder.
Aus seinen späteren Schaffensphasen ist Götz' monumentale Serie "Jonction III" bekannt, die er als Reaktion auf den Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 malte und die heute zur Kunst des Bundestags gehört. Anlässlich des 100. Geburtstags von K.O. Götz zeigte die Neue Nationalgalerie in Berlin 2013 eine Retrospektive mit etwa 60 Werken, anschließend war die Ausstellung im Museum Küppersmühle (MKM) in Duisburg zu sehen.
"Karl Otto Götz gehörte zu den Künstlern, die unserem Land nach 1945 die kulturelle Würde wieder zurückgegeben haben, und war einer dieser wichtigen Boten der Freiheit", würdigte MKM-Direktor Walter Smerling den Verstorbenen.