So füttert man den Nachwuchs an: Im ersten Spielplan von Frankfurts Neu-Intendant Oliver Reese stehen "Die kleine Hexe" und "Peterchens Mondfahrt". Nun trimmt sein Haus einen Mittelalterstoff auf jung - Parzival in Spielfilmlänge.
Mit 42 Gramm Schokolade machte er für sich Werbung: Bei Oliver Reeses erster Pressekonferenz in Frankfurt im April lagen in der Panorama Bar des Schauspielhauses Schokoriegel auf den Tischen, Name: "Reese's". Der kleine Gag ist nun ein halbes Jahr her, Reeses erste Spielzeit als Intendant am Frankfurter Schauspiel läuft.
Die Saison eröffnete
mit seiner Doppelausgabe "Ödipus/Antigone", im März sollen
s "Lulu" und
s "Diener zweier Herren" Premiere feiern. Aber Oliver Reese will, so scheint es, in seiner ersten Spielzeit auch bewusst die Zielgruppe von "Charly und die Schokoladenfabrik" ansprechen - und so geht am heutigen Samstagnachmittag die Uraufführung von "Roter Ritter Parzival" über die Bühne.
Der Mittelalterstoff von
steht als Familienstück ab acht Jahren im Spielplan. Eine Premierenfeier wird es auch geben: In Form einer Kinder-Disco, in eben jener Panorama Bar.
Wolfram von Eschenbach, der heute vor allem als Namensgeber für Straßen und Gymnasien bekannt ist, und Parzival, der heute vor allem als Hauptfigur der Wagner-Oper "Parsifal" bekannt ist, erfahren in Frankfurt eine Neuerfindung, glaubt man der Dramaturgin Nora Khuon.
"Roter Ritter Parzival" sei eine "klassische Coming-of-Age-Geschichte" in Spielfilmlänge, sagt sie. Der zunächst egozentrische Parzival entwickelt sich zu einem integren Kind, dem Freunde, Liebe und Mitgefühl etwas bedeuten. Parzival, in Frankfurt ein niedlicher Junge mit Norweger-Pulli und Wildlederhose, lebt mit seiner Mutter Herzeloide fernab der Zivilisation im Wald. Seine Mutter verschweigt ihm, dass es außerhalb des Waldes noch eine Welt gibt, und auch, dass sein Vater ein König ist. Als Parzival eines Tages Ritter mit Rüstungen vorbeireiten sieht, verlässt er seine Mutter, um selbst einmal eine solche Rüstung zu tragen. Er geht auf Abenteuerreise.
Fanal für Frankfurt
Diese Geschichte wird am Schauspiel Frankfurt mit einigem Ausstattungsaufwand und rasanten Bühnenumbauten erzählt: In 90 Minuten wandert Parzival durch sieben Räume; es gibt es eine Erde-, Wasser-, Luft- und Feuerkulisse, einen Gralsraum, das Schloss des Bösen und zudem einen fahrbaren Raum aus der Unterbühne.
Regisseur Markus Bothe, Bühnenbildner Robert Schweer und der Musiker Biber Gullatz arbeiten in Frankfurt nicht zum ersten Mal zusammen. Die Künstler haben schon für die Bearbeitung von "Krabat" am Deutschen Schauspielhaus Hamburg Lob eingeheimst: "In Markus Bothes Inszenierung von Preußlers Klassiker übertrifft sich das Team selbst", schrieb das "Hamburger Abendblatt".
"Wir möchten in Zukunft nicht nur ein großes Weihnachtsstück wie bisher zeigen", sagt Dramaturgin Khuon, "sondern mehr Angebote für unterschiedliche Altersstufen anbieten." So wird in dieser Spielzeit auch eine Bearbeitung von "Die kleine Hexe" für ganz kleine Kinder gezeigt, "Peterchens Mondfahrt" für Kinder ab fünf und "Bleib mein schlagendes Herz" für Jugendliche ab 15 Jahren.
Auch ältere Menschen sind bei all diesen Inszenierungen natürlich willkommen - schließlich ist auch die kleine Hexe selbst schon 127 Jahre alt.
Roter Ritter Parzival. Uraufführung am 14. November um 16 Uhr im
Schauspiel Frankfurt, ab acht Jahren, Karten unter Tel. 069/134 04 00.