Kirchenkunst Neo Rauch bringt Dom zum Erröten

Mittelalter und Moderne vertragen sich eigentlich nicht, dennoch schmückt den ehrwürdigen Dom von Naumburg jetzt ein von Neo Rauch gestaltetes Fenster-Triptychon. Die Motive des Leipziger Maler-Stars erinnern an das Wirken der heiligen Elisabeth von Thüringen.

Naumburg - Die Fertigstellung der Kirchenfenster, die am 22. Dezember der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen, sei Schlusspunkt des Elisabeth-Jahres, sagte der Direktor und Kustos der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg, Holger Kunde, heute bei der Präsentation der Kunstwerke. "Wir haben nach einem Künstler gesucht, der gegenständlich malt und der zeitgenössischen Kunst verpflichtet ist."

Neo Rauch, 47, überschwänglich gefeierter Vertreter der "Neuen Leipziger Schule" und einer der teuersten deutschen Künstler, hat die Fenster gestiftet. Material- und Herstellungskosten belaufen sich den Angaben zufolge auf rund 15.000 Euro.

In der für ihn typischen, sehr figurative Bildsprache erinnert Rauch in den matt rot gehaltenen Darstellungen der drei Fenster an das Wirken der heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231), deren 800. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Die Fenster zeigen den Abschied Elisabeths von ihrem Mann, eine Mantelspende sowie Elisabeth bei der Krankenpflege.

"Es war unser Anliegen, neben den überwiegend mittelalterlichen Kunstwerken im Dom auch moderne Kunst anzusiedeln", sagte der Dechant der Vereinigten Domstifter, Georg Graf von Zech-Burkersroda. Rauch sei zunächst gebeten worden, die wesentlich größeren Fenster im Ostflügel des Doms zu gestalten.

Bei einem Rundgang Ende September 2006 habe sich der Künstler jedoch für die drei kleineren Fenster der Elisabeth-Kapelle entschieden. "Das ist der Beginn von etwas ganz Großem", jubelte Rauchs Galerist Gerd Harry Lybke von der Galerie Eigen+Art. Rauch habe sich mit dieser Arbeit unsterblich gemacht.

Die Kapelle im Nordwestturm des Naumburger Doms entstand im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Sie ziert die älteste Steinplastik der heiligen Elisabeth aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Der äußerst medienscheue Maler lebt und arbeitet in Leipzig. Er wird Lybke zufolge bei der feierlichen Einweihung der Fenster anwesend sein.

bor/ddp/dpa

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