Krisenjahr 2009 Zeitungsverleger hoffen auf Tablets

Erstmals in der Nachkriegsgeschichte haben die deutschen Zeitungsverlage im Krisenjahr 2009 mehr Geld aus dem Verkauf ihrer Blätter eingenommen als durch Anzeigen. Die Verleger hoffen jetzt auf bezahlte Inhalte im Internet - und auf Abos für iPad-User.
Klicken statt Blättern: Deutschlands Verleger glauben an die digitale Zeitung.

Klicken statt Blättern: Deutschlands Verleger glauben an die digitale Zeitung.

Foto: Apple

Hamburg - "Früher war es so: zwei Drittel Anzeigenumsatz, der Rest kommt vom Vertrieb", sagte Jörg Laskowski, Geschäftsführer Verlagswirtschaft beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV) am Dienstag in Berlin. Die Trendwende habe im Jahre 2001 begonnen, seither seien die Erlöse aus Anzeigen deutlich gesunken. "Die kommen auch nicht mehr wieder", so Laskowski. Während 2008 rund 4,4 Milliarden Euro aus Anzeigen erlöst wurden, waren es 2009 3,9 Milliarden. Der Vertrieb stieg dagegen - trotz 2,7 Prozent Auflagenverlust - von 4,2 auf 4,3 Milliarden Euro an.

Im Zuge der Wirtschaftskrise haben die Firmen ihre Werbebudgets zusammengestrichen. Unter der konjunkturellen Flaute leidet vor allem der Handel - der wichtigste Anzeigenkunde der regionalen Tageszeitungen. Wegen der Einbußen ging der Branchenumsatz um 7 Prozent zurück. "Damit liegt die Branche auf dem Niveau von 1993", resümierte Laskowski bei der Jahrespressekonferenz des BDZV. Von einer Erholung könne keine Rede sein, so Laskowski, auch wenn die Entwicklung im ersten Halbjahr 2010 nicht mehr so dramatisch wie im Vorjahr sei.

Kein Goldregen aus dem Onlinesegment

Neben der "existenziellen Bedeutung" von Bezahlinhalten sieht die Branche die Entwicklungen um das iPad und andere mobile Lesegeräte, sogenannte Tablets, als zukunftsweisend. "Wir sind hier erst am Anfang", erklärte Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter des Geschäftsbereichs Kommunikation und Multimedia. Es werde Geräte geben, die günstiger und in sich weniger geschlossen seien als das Apple-Produkt. "Apple ist für uns nicht das Zukunftsmodell."

Es sei zudem denkbar, dass sich Verlage zusammenschließen, um eine eigene Plattform für den Vertrieb der Abos zu gründen, so Fuhrmann. Dabei sei entscheidend, dass die Verlage - anders als bei Apples Gerät - den direkten Kontakt zu den Kunden sowie die Hoheit über die Inhalte behielten. Er sei überzeugt, dass sich die klassischen Geschäftsmodelle wie Abonnements und Anzeigengeschäft auf die Tablets übertragen ließen, sagte Fuhrmann.

Zudem sei beim Paid Content im Internet der "treue, loyale Nutzer bereit, für gute Inhalte zu zahlen". Die Verlage erwarteten hier "keinen Goldregen", rechneten aber damit, in zehn Jahren 50 Prozent ihrer Einnahmen aus dem Onlinesegment zu beziehen.

twi/Reuters/dpa/ddp
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten