Kritik an "Schmidt & Pocher"
"Degoutante Ausrutscher"
Ein Döschen mit Intimsekret ist nicht jedermanns Sache. Weil ein weiblicher Gast dem Entertainer Oliver Pocher ein Behältnis mit besagtem Inhalt überreichte, fanden sich die Fernsehwächter des SWR jetzt bemüßigt, "Schmidt & Pocher" zu tadeln.
Mainz/Hamburg - Der Fernsehausschuss des Südwestrundfunks (SWR) hat die Late-Night-Show "Schmidt & Pocher" wegen "der zum Teil degoutanten Ausrutscher mehrheitlich kritisiert". Dies steht im Bericht des Gremiums, der am Freitag bei der Rundfunkratssitzung des Senders in Mainz präsentiert wurde. Der Fernsehausschuss ist einer von drei ständigen Ausschüssen des SWR-Rundfunkrats, dem für die Programmkontrolle zuständigen Gremium des Senders.
Selbst wenn öffentlich keine einzelne Sendung des Unterhaltungsduos herausgehoben wurde, darf man annehmen, dass der Auftritt der Deutschtürkin Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray am 24. April den besonderen Unmut der Fernsehwächter auf sich zog. An der fraglichen Show war bereits zuvor scharfe Kritik aus dem Rundfunkrat geübt worden.
Die Rapperin Lady Bitch Ray war am 24. April bei "Schmidt & Pocher" zu Gast gewesen. Ihre derbe Unterhaltung mit Moderator Pocher und die Tatsache, dass sie ihm ein Döschen mit Intimsekret überreichte, hatte im öffentlich-rechtlichen System wenig Freunde gefunden. Mehrere ARD-Sender hatten die sonst übliche Wiederholung der Show in ihren dritten Programmen abgelehnt.
Besonders ereifert hatte sich SWR-Rundfunkratsmitglied Therese Wieland, die die katholische Kirche in dem Gremium vertritt. In einem Brief an den SWR-Intendanten Peter Boudgoust und den Fernsehdirektor Bernhard Nellessen hatte sie sich über in der Sendung gefallene Ausdrücke beschwert,
"die sonst nur in der schlimmsten Gosse" zu hören seien.
Zuvor hatte Wieland bereits eine Beschwerde beim WDR-Rundfunkrat gegen den Auftritt der Rapperin bei "Schmidt & Pocher" eingereicht. In einer Sitzung des Aufsichtsgremiums Ende Mai habe es, so eine Sprecherin des Senders damals, zwar eine ausführliche Diskussion
gegeben - allerdings keinen Beschluss.
Es ist nicht das erste Mal, dass Deutschlands prominentestes Moderatorengespann den Ärger des SWR auf sich zieht: 2007 hatte SWR-Intendant Peter Boudgoust die Verwendung des sogenannten Nazometers scharf kritisiert
und damit eine umfassende Diskussion in Gang gesetzt.