Kultsketch "Dinner for One" Der Fall der Felle
Die Erben von Freddie Frinton, besser bekannt als Butler James aus dem NDR-Kultsketch "Dinner for One", verfügen über ein reparaturanfälliges Erbstück. Im Wohnzimmer des älteren Sohns Steven im englischen Watford liegt das Original des bengalischen Tigers (Panthera Tigris) über den Vati Frinton innerhalb von 18 Minuten elf mal stolpern, den er drei mal elegant überspringen und einmal geschickt umrunden musste. Im besonders traktierten Nackenbereich musste der Dinner-Tiger mit einem Stück artfremden Leopardenfell nachgebessert werden. Und nicht nur das: Dem Tierschädel fehlen sogar ein paar Zähne. Das konnte NDR-Mitarbeiter Christian Breidert bei einem Hausbesuch bei den Frintons für eine neue TV-Dokumentation über "Dinner for One" ("Ein Blick hinter die Kulissen") beobachten, die am Silvesternachmittag um 17.25 Uhr ausgestrahlt wird. Der Original-Tiger aus "Dinner for One" komme auch schon mal bei familiären Feiern der beiden Frinton-Söhne Steven und Mike und Frintons Witwe Nora zum Einsatz. Und sogar der Blumenkelch und der Frack aus der Hamburger TV-Aufzeichnung von 1963 sind noch vorhanden. Da der NDR weiterhin Tantieme aus der Auslandsverwertung in gut 20 Ländern an die Frinton-Erben überweist und auch für das aktuelle NDR-Interview ein Honorar gezahlt wurde, habe die Familie ein durchaus freundliches Verhältnis zu Deutschland.
Die TV-Sender in Großbritannien ignorieren dagegen noch immer die Sendung des heimischen Autors und Darstellers, obwohl alleine in Deutschland bislang rund 200 Millionen Zuschauer die erfolgreichste Sendung der ARD sahen. In Norwegen besuchte das NDR-Team auch den bekennenden "Dinner für One"-Verehrer und Showstar Wencke Myrhe. Im Gegensatz zu allen anderen TV-Völkern begeistern sich die Norweger schon an Weihnachten an der alkoholorientierten Geburtstagsfeier von Mrs. Sophie.
Der Schauspieler Freddie Frinton hatte bei der Aufzeichnung des Einakters in den Studios des NDR in Hamburg auf der Verwendung seines gut 30 Zentimeter hohen Tigerschädels bestanden, da seine Fußbewegungen exakt darauf eingeübt waren. Er verschmähte ein bereits vom NDR besorgtes Eisbärenfell mit Schädel. Und eben jener imposante Eisbär lagerte versehen mit einem Zettel "Freddie Frinton: der 90. Geburtstag" noch bis 1991 in der Requisite des Senders. Schließlich übernahm ein privater Requisitenverleih in Hamburg den Konkurrenten des Tigers, der im vergangenen Jahr immerhin rund 15 Millionen Zuschauer an Silvester anlockte.
Der verschmähte Eisbär, der so knapp am Weltrum vorbei schrammte, hat allerdings auch seine Freunde. Die private Requisiten-Firma ISI GmbH in Hamburg, die den Gesamtbestand der NDR-Requisite übernommen hatte, entleiht das grau-weiße Fell des gut hundert Jahre alten Tiers regelmäßig zu "Dinner for One"-Aufführungen an Theater oder auch Privatpersonen - zu einem Tagessatz von rund 600 Euro. "Da kommen Sie gut bei weg", sagt ISI-Chef Harry Israel, "denn echte Tiger sind aus Artenschutzgründen kaum noch zu kriegen."
Cherioo.