Britische Smartphone-Filmemacherin Charlotte Prodger gewinnt Turner-Preis

Charlotte Prodger bei der Preisverleihung in der Tate in London
Foto: ANDY RAIN/EPA-EFE/REXIhre Werke zeugen vom "tiefgründigsten Gebrauch eines Geräts, so nüchtern wie die iPhone-Kamera, die die Kunst bisher gesehen hat": Mit dieser Begründung hat die Jury des Turner-Preises die britische Künstlerin Charlotte Prodger ausgezeichnet. Die 44-Jährige wurde für ihren mit dem iPhone aufgenommenen 33-Minuten-Film "Bridgit" geehrt.
"Bridgit" (2016) ist ein teilweise autobiografisches Werk, das sich unter anderem mit der Identität von Menschen beschäftigt, die sich als queer bezeichnen. Ein Jahr lang filmte Prodger die schottische Landschaft und ihre Wohnung, darüber legte sie Soundeffekte aus ihrer Umgebung. Außerdem tritt sie selbst an einigen Stellen als Erzählerin auf und lässt Freunde aus Tagebüchern und Romanen von queeren Autoren vorlesen. Prodger lebt in Glasgow.

Vorführung von "Bridgit" in London
Foto: Mark Milan/ Getty ImagesDer Turner-Preis ist die wichtigste britische Auszeichnung für moderne Kunst. Benannt ist er nach dem englischen Maler William Turner (1775-1851) und wurde erstmals 1984 vergeben. Es werden nur Künstler nominiert, die aus Großbritannien stammen oder dort leben und arbeiten. Gewinner bekommen ein Preisgeld von 25.000 Pfund, umgerechnet also etwa 28.000 Euro. Die anderen Nominierten erhalten jeweils 5000 Pfund. Vorsitzender der Jury ist Alex Farquharson, er ist auch Direktor der Tate Britain.
Die Auszeichnung hat unter anderem die Karrieren von Damien Hirst oder Chris Ofili befeuert, die in der Kunstbranche als "Young British Artists" bekannt wurden. Die Vergabe des Turner-Preises wird von der Londoner Tate Gallery organisiert. Im vergangenen Jahr hatte Lubaina Himid als erste schwarze Künstlerin die Auszeichnung bekommen. Unter den Preisträgern sind bislang erst zwei Deutsche: der Fotograf Wolfgang Tillmans (2000) und die Malerin Tomma Abts (2006).