

Orte, die an sich schon verfallen sind, wo keine Menschenseele mehr herumstreift und erste Verwitterung schon stattgefunden hat - das ist das Revier von Peter Untermaierhofer. Der Fotograf aus München hat sich auf Lost Places, also verlassene Orte, spezialisiert. Industrieruinen, alte Theater, verfallene Senatorien, das alles hat er porträtiert. Die Bauruinen mit zuweilen lebensfeindlicher Atmosphäre lichtet er ab und gibt ihnen eine neue Erhabenheit zurück.
Nun sind Kirchen ohnehin mit einer eigenen Hybris ausgestattet. Das macht sich Untermaierhofer in seiner Reihe "Lost Churches" zu eigen. In den Fotografien zeigt er verlassene Gotteshäuser unter anderem aus Belgien und Italien. Deren genaue Namen und Standorte möchte er nicht preisgeben - um die Objekte zu schützen. Einige von ihnen sind Hauskapellen von Familien, andere Motive hat er zufällig gefunden (hier kommen Sie direkt zur Fotostrecke).
Für Untermaierhofer sind die Orte, die er fotografiert, auch ein Stück Zeitgeschichte. Seine Initialzündung sei eine Schatzsuche als Kind gewesen, die ihn mit seiner Mutter in eine alte Burg geführt habe, erzählte der Künstler der "Süddeutschen Zeitung". Man könnte ihn grob den Urban Explorern zurechnen, die verlassene Orte dokumentieren.
Dabei ist seine Sicht keine romantisch-verklärte, wohl ein Grund, warum seine Fotografien nicht ins Kitschige entgleiten. Zu seinem Werk "gravestone church" beispielsweise sagt er: "In der Kirche gibt es Spuren einer eingestellten Ausgrabung, wo Grabsteine zum Teil freigelegt wurden. Teilweise liegen Menschenknochen darauf." Zudem hausten in der Kirche Dutzende Tauben. "Dementsprechend unangenehm ist es dort drinnen, da alles nach Taubenkot stinkt und der komplette Boden davon übersät ist."
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Die Fotografie mit dem Titel secret society zeigt eine Kirche in einem verlassenen Castello in Italien. "Das ganze Areal ist in einem sehr schlechten Zustand", beschreibt Fotograf Peter Untermaierhofer den Ort. Die Kirche wurde durch ein Erdbeben vor ein paar Jahren zusätzlich destabilisiert.
sunny church of raven zeigt eine verlassene Kirche in einer Stadt in Belgien. Sie ist noch in gutem Zustand, obwohl bereits an einigen Stellen Wasser eintritt.
Das Bild mit dem Titel red cross zeigt eine Hauskapelle in einem von Klosterbrüdern betriebenen Ferienheim für Familien und Kinder in Italien. Der Künstler hat sich auf sogenannte Lost Places, also verlassene Orte, spezialisiert.
Dieses Foto zeigt eine belgische Kirche. Untermaierhofer hat sie gravestone church genannt. Mit "sehr hoher Verfall", beschreibt er den Zustand des Gebäudes. "In der Kirche sind Spuren einer eingestellten Ausgrabung, wo Grabsteine zum Teil freigelegt wurden. Teilweise liegen Menschenknochen darauf. In der Kirche hausen gut hundert Tauben. Dementsprechend unangenehm ist es dort, da alles nach Taubenkot stinkt und der komplette Boden davon übersät ist."
godforsaken: Hier ist eine Schulkirche eines katholischen Pensionats in Frankreich zu sehen. Neben Kirchen hat Untermaierhofer auch Industrieanlagen und leere Theater porträtiert.
Die church of the white cross, wie der Künstler dieses Bild genannt hat, hat der Münchner zufällig gefunden. Es handelt sich um eine verlassene Kirche am Rand einer Landstraße in Tschechien.
church of ghosts zeigt eine verlassene Kirche in einem kleinen Ort mitten im tschechischen Nirgendwo.
"Sehr hohen Verfall" sieht der Künstler auch bei der church of decay, einer verlassenen Kirche in einer Stadt in Belgien. Die Bäume wachsen bereits aus den Dächern.
chiesetta di s. antonio zeigt eine Kapelle eines verlassenen Palazzos in einem kleinen Dorf in Norditalien.
Die chappelle de la meuse ist eine kleine Kapelle an einer Landstraße in Belgien.
Noch eine Hauskapelle in einem italienischen Ferienheim für Familien. Diese Fotografie heißt chapel mono.
Der Titel zu der Fotografie einer belgischen Kirche ist blue christ church. "In der Kirche gibt es viele lebendige, aber auch tote Tauben", sagt Untermaierhofer. "Der Geruch im Inneren ist sehr unangenehm."
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