Medien "Die Woche" wird eingestellt
Berlin - Unter Tränen teilte "Woche"-Gründer und Herausgeber Manfred Bissinger die Entscheidung des Jahreszeiten-Verlags am Mittwoch der Redaktion mit. Zuvor waren Gespräche zur Übernahme des Blattes durch die Essener "WAZ"-Gruppe gescheitert. Das 1993 gegründete Wochenblatt wird mit sofortiger Wirkung eingestellt.
Jahreszeiten-Chef Thomas Ganske hatte bisher vehement am Prestige-Objekt seines Verlags ("Petra", "Vital", "Für Sie") festgehalten. Noch im letzten Jahr schwang er anlässlich der Begrüßung einer neuen "Woche"-Führungsriege Solidaritäts-Parolen und beschwor, dass das Blatt "seinen Weg als Deutschlands moderne Wochenzeitung erfolgreich fortsetzen" würde. Doch auch das neue Chef-Gestirn aus Herausgeber Bissinger, den Geschäftsführern Klaus Teichmann und Kurt Breme sowie Chefredakteur Hans-Ulrich Jörges (Ex-"Stern") hielt nicht lange.
Nach Jörges' Abgang im vergangenen Winter wurde erst im Februar Sabine Rosenbladt als kommissarische Chefredakteurin eingesetzt und mit lobenden Worten bedacht. Ein grafischer und konzeptioneller Relaunch des Blattes begleitete ihren Einstand, so dass man fast versucht war, trotz drastischer Sparmaßnahmen auf eine Zukunft der "Woche" zu hoffen. Doch da wusste Manfred Bissinger längst von den laufenden Verkaufs-Verhandlungen mit der "WAZ". Die Essener Verlagsgruppe hatte sich offenbar über den "Woche"-Kauf einen Einstieg in das Anteilsgemenge des Jahreszeiten-Verlags erhofft, um Ganskes Hamburger Unternehmen alsbald ganz zu übernehmen.
Ganske reagierte mit der Einstellung der "Woche" offenbar auf die immer niedrigere Auflage (3. Quartal 2001: 133.353 Exemplare), die schwindenden Abonnements und den allgemein siechenden Anzeigenmarkt, der auch bei den Publikumszeitungen des Jahreszeitenverlags für schlechte Umsätze sorgt. Deren gut gehendes Anzeigengeschäft galt bisher als "Lebenselixier" der "Woche". Auch Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern aus dem Zeitungsbereich, so die offizielle Pressemitteilung des Verlags, ließen keine Möglichkeit erkennen, die Wochenzeitung im "schwieriger werdenden Zeitungsmarkt" aus der Verlustzone zu führen.