Medienschelte Jounalistenverband fordert Entschuldigung von Schröder

Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes, Michael Konken, hat sich gegen den Vorwurf Gerhard Schröders gewehrt, die Medien hätten das Wählerverhalten mutwillig manipuliert. Konken fordert im Namen aller Journalisten eine Entschuldigung des Bundeskanzlers.

Bonn - Konken wandte sich heute "entschieden gegen den pauschalen Vorwurf der Medienmacht und Medienmanipulation, wie ihn der Kanzler am Wahlabend erhoben hat". Die regelmäßige Veröffentlichung von Umfragewerten vor der Wahl sei Chronistenpflicht gewesen. "Es ist für mich völlig unverständlich, dass Schröder die Journalistinnen und Journalisten in Deutschland dem Generalverdacht der Parteilichkeit aussetzt", sagte der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV). Die Medien hätten umfassend und fair über den Wahlkampf, die Kandidaten der Parteien und ihre Ziele berichtet. "Im Interesse der 70.000 hauptberuflich tätigen Journalistinnen und Journalisten in unserem Land fordere ich den amtierenden Bundeskanzler auf, seine Anschuldigung zurückzunehmen."

Der Augsburger Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider sprach im Zusammenhang mit dem Auftritt Gerhard Schröders bei der sogenannten "Elefantenrunde" von "skurrilem Verhalten" und "gewissem Größenwahn". Schröder hatte in der Sendung unter anderem die Herausstellung von Umfragen kritisiert, in denen Schwarz-Gelb zu Beginn des Wahlkampfes scheinbar uneinholbar in Führung lag. Ferner sagte er, er habe seinen Wahlkampf gegen die "vermachteten Medien" geführt, die ihm kritisch gesonnen seien.

Den Vorwurf, dass Medien manipulativ berichteten, nannte Brettschneider in der "Netzeitung" "völlig unverständlich". Analysen zeigten, "dass die Berichterstattung ausgewogen wie nie zuvor war". Schröder sei "mit den Medien und durch die Medien Kanzler geworden", insofern seien seine Vorwürfe "ziemlich absurd". Nach Einschätzung des Medienexperten ist Schröders Verhalten aber auch Kalkül und der Versuch, seine Gegnerin, Unionskanzlerkandidatin Angela Merkel, einzuschüchtern "um sich Vorteile zu verschaffen für künftige Verhandlungen" und ein "Hochtreiben des Preises für Koalitionsverhandlungen" zu erreichen. Außerdem versuche er so vom schlechten Abschneiden seiner Partei abzulenken, meinte Brettschneider.

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