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Daniel Cohn-Bendit lehnt Medienpreis ab: "Ich kann auch ohne den Preis leben"

Foto: Marijan Murat/ dpa

Missbrauchsdebatte Cohn-Bendit lehnt Deutsch-Französischen Medienpreis ab

Der grüne Europapolitiker Cohn-Bendit hatte sich 1975 in einem Buch über Intimitäten mit Kindern geäußert. Die Debatte darüber könnte seiner Partei schaden. Das will er vermeiden - und lehnt daher den Deutsch-Französischen Medienpreis ab: Sonst "wird das instrumentalisiert im Wahlkampf".

Hamburg/Saarbrücken - Daniel Cohn-Bendit nimmt sich selbst aus der Schusslinie. Nach heftiger Kritik an seinen früheren Äußerungen über Intimitäten mit Kindern verzichtet der Europapolitiker auf den Deutsch-Französischen Medienpreis.

Der 68-Jährige bestätigte am Montag Angaben des Saarländischen Rundfunks  (SR), wonach seine Erfahrung mit dem negativen Echo rund um die Verleihung des Theodor-Heuss-Preises ausschlaggebend für die Entscheidung war. Cohn-Bendit sollte am 4. Juli in Paris für sein konsequentes Eintreten für die europäische Integration und die Fortentwicklung der europäischen Demokratie mit dem Medienpreis geehrt werden.

"Ich weiß, was ich für Deutschland und Frankreich getan habe"

Bei der Vergabe eines von Medien vergebenen Preises wenige Wochen vor der Bundestagswahl würde vermutlich erneut diskutiert, ob man zur Verleihung gehen dürfe, und nicht, weshalb er den Preis bekomme, sagte der 68-Jährige auf Anfrage. "Dann wird das instrumentalisiert im Wahlkampf." Dies sei unwürdig für den Preis. "Und deswegen sage ich: Ich kann auch ohne den Preis leben, ich weiß, was ich für Deutschland und Frankreich getan habe." Vielleicht werde man darüber zu einer anderen Zeit in einem anderen Zusammenhang reden können.

Der Saarländische Rundfunk hatte den Deutsch-Französischen Medienpreis im Jahr 1983 ins Leben gerufen. Inzwischen wird die Auszeichnung unter anderem von mehreren deutschen und französischen Medien getragen.

In einem Buch hatte Cohn-Bendit 1975 seine Zeit in einem anti-autoritären Kindergarten thematisiert - auch Intimitäten mit Kindern. Er selbst sowie Kinder und Eltern von damals betonten, es habe keinen Missbrauch gegeben. Bei der Verleihung des Theodor-Heuss-Preises hatte der 68-Jährige am vergangenen Wochenende seine Äußerungen als "unerträgliche Provokation" bezeichnet, die so nicht hätten "geschrieben werden dürfen".

bos/dpa
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