Leonardo da Vinci Stiftung präsentiert angebliche "erste Mona Lisa"

Älteres Bild (Links), Mona Lisa (Rechts): Stiftung glaubt an ein und denselben Maler
Foto: YANNICK BAILLY, Grgegory Payan/ APGenf - Leonardo da Vinci soll die berühmte Mona Lisa einer Schweizer Stiftung zufolge zwei Mal gemalt haben - im Abstand von rund zwölf Jahren. Die Mona Lisa Stiftung enthüllte am Donnerstag in Genf ein Gemälde, das dem Kunstwerk im Pariser Louvre zum Verwechseln ähnlich sieht. Das im späten 18. Jahrhundert nach dem Fundort Isleworth benannte Bild gehört derzeit einem internationalen Konsortium, das anonym bleiben will.
Die Stiftung sammelte nach eigenen Angaben "historische, vergleichende und wissenschaftliche Beweise" dafür, dass es schon immer zwei Versionen der Mona Lisa gegeben habe und da Vinci (1452 - 1519) beide gemalt habe. Unterschiede der Bilder seien mit unterschiedlichen Materialen und Maltechniken zu den verschiedenen Entstehungszeiten erklärbar. Der gleiche geometrische Aufbau der Bilder, Röntgentests und Pigmentvergleiche bestätigten angeblich die Echtheit.
Dass das um 1503 entstandene weltbekannte Bild der Mona Lisa, das jährlich Millionen Menschen in den Pariser Louvre zieht, eine Zwillingsschwester habe, sollen auch historische Dokumente zeigen: An der Universität Heidelberg wurde demnach 2005 ein historisches Dokument gefunden, das die Entstehung der ersten Version beschreibe. Der den Angaben zufolge vom FBI ausgebildete forensische Künstler Joe Mullins führte in Genf aus, dass die frühere und die spätere Mona Lisa die gleichen Gesichtszüge hätten. Nur sei die Frau der ersten Version etwa ein Jahrzehnt jünger.
Zwei Maler, ein Motiv?
Mehrere Experten hegten indes Zweifel daran, dass da Vinci die Mona Lisa tatsächlich zwei Mal malte. "Es gibt keinerlei Grundlage zu behaupten, dass dieses Bild ein Original von da Vinci ist", sagte der emeritierter Professor für Kunstgeschichte an der Universität von Oxford, Martin Kemp. Viele Details würden darauf hinweisen, dass keinesfalls beide Bilder aus der Hand des Meisters entstanden sind. "Die Haare, die Struktur ihrer Hände, der durchscheinende Stoff ihres Kleides, die Atmosphäre der Landschaft ist völlig anders", sagte Kemp. Das Pariser Louvre wollte sich zu der angeblichen "früheren Mona Lisa" nicht äußern.
Korrektur: In einer früheren Version des Artikels hieß es, das Bild sei 2012 im Prado-Museum in Madrid entdeckt worden. Tatsächlich ist die sogenannte Isleworth-Mona-Lisa seit Jahrzehnten bekannt. Wir bitten um Entschuldigung.