Muzak-Absturz
Erfinder der Fahrstuhlmusik ist pleite
Ausgedudelt: Die Firma Muzak ist pleite. Vor 75 Jahren brachten die Amerikaner mit ihrer neuen "Fahrstuhlmusik" Atmosphäre in Supermärkte und Hotels. Die belanglosen Begleittöne sollten angenehme Stimmungen erzeugen und Kunden zum Kaufen verleiten.
New York/Hamburg - Musik überall und zu jeder Zeit. Was heutzutage normal und bisweilen lästig erscheint, war vor rund 75 Jahren eine Innovation. Als George Owen Squier 1934 seine Firma Muzak in den USA gründet, geht es in Supermärkten und Hotels noch beschaulich zu. Seine Idee, überall Musik spielen zu lassen, um Atmosphäre zu erzeugen, wo eigentlich gar keine ist, kommt an.
Wenig später dudelt es überall aus den Lautsprechern. Die Musik, vor allem bekannte Klassik- und Schlagerlieder, neu arrangiert und als Instrumental gespielt, erobert nach und nach immer mehr Bereiche des öffentlichen Lebens: Supermärkte, Hotellobbys, Kaufhäuser, Flughäfen, Fahrstühle - die nach der Firma des Erfinders benannte Begleitmusik wurde so zu einem Symbol der Moderne.
Dabei wird stets darauf geachtet, dass sich die Hörer wohlfühlen, wenn sie mit Muzak beschallt werden: Die Stücke werden so einfach wie möglich gehalten, bekannte Melodien schaffen Vertrautheit, rhythmische Variationen wie Walzer, Fox oder leichter Samba sollen stimulieren, und nie ist ein Lied schneller als 70 Beats pro Minute - ähnlich dem menschlichen Puls. Alles, um Kaufverhalten und Stimmung zu verbessern.
Jetzt ist die Firma pleite. Angesichts einer erdrückenden Schuldenlast beantragte Muzak Gläubigerschutz nach dem US-Insolvenzrecht, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Muzak-Chef Stephen Villa zeigte sich jedoch überzeugt, die Firma sanieren zu können.
Ob sein Optimismus berechtigt ist, darf man zumindest bezweifeln. Unter Wissenschaftlern ist umstritten, ob Musikuntermalung wirklich zu einer Erhöhung des Konsums führt.
sta/dpa
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