Nida-Rümelin im Amt Kein guter Auftakt
Berlin - Unauffällig war der Amtsantritt für Julian Nida-Rümelin - und das Drumherum sehr turbulent. Ohne großen Bahnhof hat ihm Bundeskanzler Gerhard Schröder am Morgen seine Ernennungsurkunde als Staatsminister für Kultur und Medien übergeben. Etwas verspätet, denn schon sein zehn Tagen ist sein Vorgänger, Michael Naumann, nicht mehr im Amt. Dann nahm Nida-Rümelin an seiner ersten Kabinettssitzung teil, die aber ganz im Zeichen der Ministerwechsel in den Ressorts Landwirtschaft und Gesundheit stand.
In seinem Amtszimmer empfing er schließlich Fotografen und Kameraleute. Für steifes Fotoshooting, mehr nicht. An seiner Tür - das bemerkten derweil peinlich berührt seine Mitarbeiter - steht immer noch: Dr. Naumann, Staatsminister. Und in dessen Fußstapfen stößt er bereits Feuilletonisten auf. Die "FAZ" begrüßte Nida-Rümelin heute mit einer Breitseite auf ihrem Titelblatt als überflüssigen Hausphilosophen des Kanzleramts: "prompt redet er zuviel". Vorgehalten wird ihm seine Einmischung in die Leitkultur- und Genforschungsdebatte, von der Nida-Rümelin aber nicht lassen will. Debatten zu inspirieren sieht er als eines seiner zentralen Anliegen, in bester Naumann-Tradition.
Ansonsten verteidigte er auf einen Fragenzuruf energisch den Föderalismus und seinen Stuhl: Nein, eine Drehtür für durchreisende Politiker habe er heute nicht durchschritten, bekräftigte er gegenüber SPIEGEL ONLINE. Er habe sich einiges vorgenommen und nicht die Absicht, schnell wieder zu gehen. Zudem habe das Kabinett auch "viel Gutes geleistet", bemühte er sich lächelnd um eine Ehrenrettung für seinen angeschlagenen neuen Chef. Kein Wunder, denn Nida-Rümelin hat auch bereits angekündigt, seinen Kabinettsposten für eine Parteikarriere zu nutzen. Der Münchener will aufsteigen in Bayerns blasser SPD. Aber bevor weitere Fragen möglich wurden, warf sein Pressestab die Journalisten schon wieder aus der Tür, um nur noch ganz ausgewählte Reporter vorzulassen. Auch Naumanns Hofstaat scheint erhalten zu bleiben - berufstypische Allüren werden das hoffentlich nicht.