Parteiprogramm-Outsourcing FDP sucht Heil bei Volksphilosophen

Die FDP will "die Idee des Liberalismus neu interpretieren" - und lässt sich dabei von externen Beratern helfen. Für ein neues Grundsatzprogramm sollen Richard David Precht, Wolfgang Clement, Roland Berger und andere prominente Nicht-Parteimitglieder den Liberalen auf die Sprünge helfen.
Tritt beim FDP-Grundsatzkongress auf: Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht

Tritt beim FDP-Grundsatzkongress auf: Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht

Foto: DDP

Hamburg - Parteiprogramme entstehen üblicherweise in parteiinternen Grundsatzkommissionen und werden dann auf Parteitagen diskutiert, abgeändert und beschlossen. Die FDP jedoch wagt nun einen neuen Schritt. Die Partei, die wie keine andere für Deregulierung und Privatisierung steht, will mit gutem Beispiel vorangehen und die Entwicklung ihrer neuen Programmatik teilweise an Berater outsourcen.

Bei einem Kongress am 2. Oktober in Berlin sollen unter anderem Wolfgang Clement und Richard David Precht für die Liberalen Programmatisches vordenken. Geladen zu dem Kongress sind außerdem unter anderen der Unternehmensberater Roland Berger, der Zukunftswissenschaftler Horst Opaschowski und der Ökonom Carl Christian von Weizsäcker.

Der Kongress ist Auftakt einer Serie von FDP-Veranstaltungen, die bis 2012 zu einem neuen Parteiprogramm führen sollen. Die Partei wolle "die Idee des Liberalismus in der Gegenwart neu interpretieren", erklärte FDP-Generalsekretär Christian Lindner. Das bisherige Programm stammt aus dem Jahre 1997.

Dass Clement zum Impulsgeber für die FDP wird, kommt nicht überraschend. Der Ex-Superminister, der sich nach seinem Austritt aus der SPD 2008 als "Sozialdemokrat ohne Parteibuch" bezeichnete, tritt seit dem Bundestagswahlkampf 2009 immer wieder mal bei der FDP auf.

Fragen wirft dagegen die Nominierung des Schriftstellers Precht zum liberalen Keynote-Speaker auf. Noch Ende Juni schrieb der Volksphilosoph einen Essay für den SPIEGEL, in dem er wenig wirtschaftsliberal argumentierte: "Tatsächlich fördert das Wirtschaftswachstum schon lange nicht mehr den Wohlstand, sondern es ruiniert ihn." Andererseits geißelte er in eben diesem Text das Politikgeschäft als "ein nur mäßig interessantes Unterhaltungsprogramm mit wenig attraktiven Darstellern". Das immerhin könnte sich mit Precht auf der politischen Bühne ändern: Der Schriftsteller gilt als einer attraktivsten Selbstdarsteller der deutschen Bestseller-Zunft.

twi/dpa
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