Philippinen Regierungskritische Journalistin erneut festgenommen

Das "Time"-Magazin nahm Maria Ressa wegen ihrer Berichterstattung über Präsident Dutertes brutalen Antidrogenkampf auf den Titel. Nun wurde die Chefin des Nachrichtenportals "Rappler" in Manila verhaftet.
Journalistin Maria Ressa mit Polizei

Journalistin Maria Ressa mit Polizei

Foto: Eloisa Lopez/ REUTERS

Die regierungskritische philippinische Journalistin Maria Ressa ist sechs Wochen nach ihrer Freilassung erneut vorübergehend festgenommen worden. "Ich werde wie eine Kriminelle behandelt, obwohl mein einziges Verbrechen ist, eine unabhängige Journalistin zu sein", sagte Ressa Reportern vor ihrer Festnahme am Flughafen in Manila, wo sie kurz zuvor aus den USA gelandet war.

Die Chefin des Nachrichtenportals "Rappler" ist eine prominente Kritikerin von Präsident Rodrigo Duterte. Das amerikanische "Time"-Magazin ehrte Ende 2018, neben einigen anderen Journalistinnen und Journalisten, auch Maria Ressa mit einer Titelseite seiner traditionsreichen "Person of the Year"-Ausgabe.

"Time"-Magazintitel, in der Mitte mit Maria Ressa

"Time"-Magazintitel, in der Mitte mit Maria Ressa

Foto: Time Magazine/ Moises Saman/ AFP

Kurze Zeit nach ihrer Festnahme kam Ressa gegen Zahlung einer Kaution vorläufig auf freien Fuß. Die Behörden werfen ihr vor, gegen ein Finanzgeschäfte-Gesetz verstoßen zu haben, das Ausländern den Besitz von Medienunternehmen auf den Philippinen verbietet. "Die Presse in diesem Land wird angegriffen", sagte Ressa nach ihrer Freilassung gegen die Zahlung einer Kaution von umgerechnet rund 1500 Euro.

Das Nachrichtenportal "Rappler" hatte immer wieder ausführlich und wenig schmeichelhaft über Präsident Dutertes hartes Vorgehen gegen die Drogenkriminalität berichtet. Duterte war im Jahr 2016 mit dem Versprechen eines gnadenlosen Kampfs gegen Verbrecher ins Amt gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden seitdem mehr als 5000 Drogenkriminelle getötet. Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl etwa dreimal so hoch ist. Kritiker werfen Duterte vor, den Sicherheitskräften freie Hand bei ihrem brutalen Vorgehen zu lassen und damit der Willkür Tür und Tor zu öffnen.

Wegen kritischer Berichterstattung über seinen Anti-Drogen-Krieg hatte Duterte auch anderen philippinischen Medien mit Strafverfolgung gedroht. Für Ressa ist dies nach eigenen Angaben bereits ihre siebte Verhaftung. Ihre Redaktion sieht darin einen Versuch, sie mundtot zu machen. Vergangenes Jahr war bereits versucht worden, das Online-Nachrichtenportal zu schließen. Es ist unter den Nachrichten-Webseiten der Philippinen die Nummer drei.

feb/AFP/dpa
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