Oxford Dictionaries "Postfaktisch" ist internationales Wort des Jahres

Postfaktisch: Menschen lassen sich von ihren Gefühlen leiten, etwa bei der US-Wahl
Foto: BRENDAN SMIALOWSKI/ AFPDie britische Wörterbuchreihe Oxford Dictionaries hat am Mittwoch auf ihrer Webseite ihr internationales Wort des Jahres bekannt gegeben. Es handelt sich um den Begriff "post-truth", auf Deutsch übersetzt mit "postfaktisch". Das Redaktionsteam wähle immer ein Wort aus, das das vergangene Jahr am besten reflektiere, heißt es in der Begründung. Untersuchungen der Redakteure hätten ergeben, dass die Verwendung des Begriffs "postfaktisch" seit 2015 um ungefähr 2000 Prozent zugenommen habe.
"Post-truth" kann im Englischen sowohl als Substantiv als auch als Adjektiv verwendet werden. Oxford Dictionaries definieren den Begriff als Beschreibung von "Umständen, in denen objektive Fakten weniger Einfluss auf die Bildung der öffentlichen Meinung haben als Bezüge zu Gefühlen und persönlichem Glauben".
Die Verwendung des Begriffs habe dieses Jahr im Zusammenhang mit dem Brexit-Votum der Briten im Juni deutlich zugenommen "und dann wieder im Juli, als Donald Trump sich die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten sicherte".
In den USA ist das Wort schon seit 2012 ein Begriff, in Deutschland kam es wesentlich später an. Die Onlineausgabe des Duden listet es noch immer nicht. Angela Merkel benutzte es am 19. September bei einem Auftritt nach der für die CDU verlorenen Berlin-Wahl. Sie sagte damals: "Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten. Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sondern folgen allein den Gefühlen."