Premiere von "Star Search" Drittklassige B-Stars
Männern, die als Traum jeder Schwiegermutter gelten, soll man ja nicht alles glauben, was sie versprechen. Und so war gleich Vorsicht geboten, als der Moderator Kai Pflaume am Samstagabend bei der ersten Ausgabe von "Star Search" (Sat 1, 19 Uhr) eine "tolle, abwechslungsreiche, aufregende Sendung" versprach: 8 Kandidaten traten in den 4 Kategorien Musicact bis 16 Jahre, Model, Comedy und Musicact über 16 Jahre zum Duell gegeneinander an; 56 weitere Bewerber werden in den nächsten Wochen durch das Fernsehstudio in Berlin-Adlershof ziehen, bis es ins Viertel- und schließlich ins Finale geht.
Doch leider wurde es nichts mit "toll, abwechslungsreich und aufregend" - öde, eintönig und langweilig wäre die zutreffendere Beschreibung gewesen. Nachdem RTL mit "Deutschland sucht den Superstar" in diesem Frühjahr sensationelle Quotenerfolge gefeiert hat, möchte Sat 1 nun mit dem amerikanischen "Star Search"-Format nachziehen. Aber während die "Superstar"-Jury offensiv mit erstklassigen B-Stars besetzt war, wie Dieter Bohlen und BMG-Chef Thomas Stein, ist das "Star Search"-Gremium leider mit drittklassigen B-Stars besetzt: nämlich mit der Sängerin Jeanette Biedermann und dem Ex-Model Alexandra Kamp, die immer noch auf ihren Durchbruch als Schauspielerin wartet. Der Unterhalter Hugo Egon Balder ("Genial daneben") dagegen könnte ein erstklassiger B-Star sein, wenn, ja wenn, Hella von Sinnen neben ihm im Gremium sitzen würde. Was sie aber nicht tut, aus gutem Grund vermutlich. Im Gegensatz zu den "Superstars", wo die vier Juroren die Leistungen der Sängerinnen und Sänger nur kommentierten, vergibt die Jury bei "Star Search" Punkte. Aber auch hier dürfen die Zuschauer mitbestimmen und für 0,49 Euro pro Anruf jedem der Duellanten bis zu fünf Punkte geben.
Trotz angeblich riesigen Andrangs hat es wohl bei der Kandidaten-Auswahl große Probleme gegeben: Beide Mädchen, die in der Kategorie "Model" gegeneinander antraten, waren bereits Mitte zwanzig, und nähern sich damit schon der Pensionierungsgrenze für Models. Die Stand-up-Comedians hatten vor der Show noch nie auf der Bühne gestanden, und als sie ihre Minisketche vor der Kamera zeigten, wurde auch gleich klar, warum: Die Berlinerin Nora kaute minutenlang auf dem Gag herum, dass "Ayshe" wie "Eische" also wie "Eiche" klingt. Der Itzehoer Leo präsentierte sich in einer Dreifachrolle als Maler, Kind und Mutter, was offensichtlich eine dreifache Überforderung war. Balder gab ihm, in der einzigen ehrlichen Sekunde der Sendung, zwei Punkte.
Der große Spaß des "Deutschland sucht den Superstar"-Formats war, dass es kein Format hatte. Die Show bestand aus mit ungeheurem Selbstbewusstsein präsentierten zweitklassigen Pathos: Bühnenbild, Lichtdramaturgie, Jingle, Kostüme, Jury und natürlich die beiden Moderatoren, die sich um klassenlose Unterhaltung bemühten - alles war mit übergroßem Pomp inszeniert. Bei "Star Search" dagegen geht es so nett und normal und, noch schlimmer, so routiniert zu, dass von großen Gefühlen, vom Mitfiebern und Mitleiden, nichts zu spüren ist. So routiniert, dass Kai Pflaume den Kandidaten nach deren Auftritt immer sagte: "Das ist dein Applaus". Auch wenn die Bewerber Anfänger sind - das werden sie vermutlich auch wissen. Immerhin gab es ein paar interessante Einblicke in Pflaumes Frauenbild: "Es gibt drei Träume kleiner Mädchen: Sängerin oder Model werden oder einen reichen Mann heiraten." Oder: "Alle Frauen träumen von einem Haus, einem Mann fürs Leben und einer Menge Kinder." Ah, ja.
Dass es tatsächlich zwei gute Momente bei "Star Search" gab, ist den beiden Kindern zu verdanken: Die 12jährige Larissa trug tadellos "Born to make you happy" von Britney Spears vor; der ebenfalls 12jährige Daniel trug mit mal rauher, mal sich überschlagender Stimme eine sensationelle Coverversion von "What's going on" von den 4 Non Blondes vor. Dass ausgerechnet Jeanette Biedermann an Larissa mangelnde Eigenständigkeit bekrittelte, war das Eigentor des Abends: Schließlich bewies Biedermann, als sie bei "Star Search" bauchfrei, die langen blonden Haare schüttelnd über die Bühne kroch, dass sie wirklich alles bei Britney und Shakira abkupfert.
In einem einzigen Punkt ist "Star Search" dem "Superstar"-Format voraus: Kai Pflaume sieht besser aus als Carsten Spengemann. Klatsch, klatsch, klatsch. Das ist Dein Applaus, Kai.