Pressefreiheit Jeden fünften Tag wird ein Journalist bei der Arbeit getötet

Mehr als 700 Reporter wurden einem Unesco-Bericht zufolge zwischen 2006 und 2014 weltweit umgebracht. Arabische Länder waren dabei in den vergangenen Jahren die für Journalisten die gefährlichste Region.
Reporter bei der Arbeit im syrischen Maalula: "Straftaten müssen geahndet werden"

Reporter bei der Arbeit im syrischen Maalula: "Straftaten müssen geahndet werden"

Foto: ANWAR AMRO/ AFP

Sie sterben, weil sie in Krisengebieten recherchieren, über Missstände berichten, Unrecht anprangern: Mehr als 700 Journalisten weltweit sind von 2006 bis 2014 bei der Ausübung ihres Berufs getötet worden. Das geht es aus einem Bericht der Uno-Kulturorganisation Unesco hervor.

"Durchschnittlich alle fünf Tage wird ein Journalist aufgrund seiner Arbeit umgebracht", sagte Wolfgang Schulz von der deutschen Unesco-Kommission. Allein von Januar bis September 2015 seien mehr als 70 Journalisten getötet worden. 89 Prozent der getöteten Journalisten arbeiteten demnach für Printmedien, Radio- oder Fernsehstationen, sechs Prozent waren Online-Journalisten, und fünf Prozent waren für mehrere Medien tätig.

"Diese Straftaten müssen geahndet und die Täter zur Verantwortung gezogen werden", forderte Schulz. Denn Opfer dieser Verbrechen seien nicht nur die Journalisten selbst, sondern die gesamte Gesellschaft, so Schulz, der auch als Professor an der Universität Hamburg arbeitet. Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten führe "allzu häufig zu einer angstgeleiteten Selbstzensur in der Berichterstattung und somit zu weniger verlässlichen Informationen für alle".

In den Jahren 2013 und 2014 seien 178 Journalisten getötet worden, heißt es in dem Bericht weiter. 64 von ihnen befanden sich in arabischen Ländern, die in diesem Zeitraum die für Journalisten gefährlichste Region weltweit waren. 51 Journalisten wurden den Angaben zufolge in Lateinamerika und der Karibik umgebracht, 30 in Asien und der Pazifikregion, 23 in Afrika und zehn in Zentral- und Osteuropa.

2013 waren dem Bericht zufolge nur 8 Prozent der insgesamt 91 getöteten Journalisten Auslandskorrespondenten. 2014 stieg dieser Anteil schlagartig auf fast 20 Prozent von insgesamt 87 Fällen. 12 der 17 im Jahr 2014 getöteten Auslandskorrespondenten kamen demnach in Syrien oder der Ukraine ums Leben.

Obwohl weltweit mehr und mehr Staaten Gesetze erlassen und Maßnahmen ergreifen, um gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten vorzugehen, bleibe die Zahl der aufgeklärten Mordfälle gering, kritisiert die Unesco. Im Jahr 2012 seien nur fünf Prozent der Fälle aufgeklärt worden, im Jahr 2014 seien es immerhin acht Prozent gewesen.

lgr
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