Erneuerer des Marxismus Robert Kurz ist tot

Der linke Publizist und Philosoph Robert Kurz war einer der wichtigsten zeitgenössischen linken Theoretiker in Deutschland. Am Mittwoch ist der Denker im Alter von 68 Jahren gestorben.
Philosoph Robert Kurz, gestorben am 18.7.2012: Ein radikaler Kritiker der Verhältnisse.

Philosoph Robert Kurz, gestorben am 18.7.2012: Ein radikaler Kritiker der Verhältnisse.

Foto: AP/ Eichborn Verlag

Nürnberg/Hamburg - Robert Kurz ist übereinstimmenden Berichten zufolge am Mittwoch gestorben. Er wurde 68 Jahre alt. Seine Witwe erklärte gegenüber der "taz", Kurz sei den Folgen eines Operationsfehlers erlegen, man habe ihn versehentlich an der Bauchspeicheldrüse operiert. Kurz lebte als freier Publizist in Nürnberg, bis April 2004 war er Mitherausgeber der gesellschaftskritischen Theoriezeitschrift "Krisis". Anschließend gründete er die theoriekritische Projektgruppe und Zeitschrift "Exit" mit.

Der 1943 in Nürnberg geborene Autor war ein radikaler linker Denker und Marxist - und gleichzeitig ein Kritiker der traditionellen Linken: "Die politische Linke hat die Arbeit immer besonders eifernd verehrt. Sie hat die Arbeit nicht nur zum Wesen des Menschen erhoben, sondern sie damit auch zum vermeintlichen Gegenprinzip des Kapitals mystifiziert", heißt es im "Manifest gegen die Arbeit" , das Kurz im Juni 1999 gemeinsam mit der "Krisis"-Gruppe veröffentlichte. Die viel diskutierte Streitschrift sollte in Anlehnung an das "Kommunistische Manifest" eine Neuinterpretation der Marx'schen Wertkritik angesichts des postkommunistischen Zeitalters und von "New Labour" leisten.

Kategoriale Kapitalismuskritik

Große Öffentlichkeit erreichte Kurz außerdem mit seinem "Schwarzbuch Kapitalismus. Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft", ebenfalls im Jahre 1999 erschienen und als Gegenschrift zum "Schwarzbuch Kommunismus" verfasst. In einem Interview mit dem "Manager Magazin" sagte er anlässlich der Veröffentlichung seines Bandes "Marx lesen": "Karl Marx hat selbst von sich gesagt, er sei kein Marxist".

Die Redaktion der von ihm mitgegründete Zeitschrift "Exit" würdigt ihn in einem kurzen Nachruf auf ihrer Website  mit einem Marx-Zitat: "Die kritische Theorie verliert in ihm einen streitbaren Denker und radikalen Kritiker in einer Zeit, die mehr denn je danach verlangt, 'alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist'. Dafür hat Bobby gelebt und gestritten."

"Bobby" war der Spitzname von Robert Kurz. Am 30. Juli soll sein neues Buch "Geld ohne Wert. Grundrisse zu einer Transformation der Kritik der politischen Ökonomie" erscheinen. Laut Verlagsangaben verspricht es eine "kategoriale Kritik des Kapitalismus", vor der "die gesamte demokratisch domestizierte Linke bislang zurückscheut".

bos

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