Reaktionen auf Friedman-Auftritt "Rehabilitierung durch die Hintertür"
Frankfurt/Main/München - Viele Zuseher hätten sich am Sonntagabend "irritiert" über Friedmans Fernsehauftritt nur vier Monate nach dem Kokain-Skandal geäußert, sagte eine Sprecherin der ARD-Zuschauerredaktion in München am Montag. Zahlreiche Zuschauer hätten ihr "Unverständnis" geäußert, warum er überhaupt eingeladen worden sei. Christiansens Polit-Talk, der am Sonntagabend von 6,01 Millionen Zuschauern (Marktanteil: 22,1 Prozent) gesehen wurde, habe noch mehr Reaktionen hervorgerufen als sonst - fast alle hätten sich mit Friedman befasst.
Der frühere Vizepräsident des Zentralrats der Juden hatte im Juli eine Geldstrafe wegen Kokainbesitzes akzeptiert, seine Ämter niedergelegt und die Moderation seiner Talkshows in der ARD und dem Hessischen Rundfunk aufgegeben. Bei Sabine Christiansen hatte Friedman bei seinem TV-Comeback über "Politik in der Krise" debattiert.
Die hessische CDU-Lehrervereinigung kritisierte am Montag, dass Friedman im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine "Rehabilitierung durch die Hintertür" erfahren habe. Angesichts der "massiven Verfehlungen" hätte es vor einer TV-Rückkehr Friedmans "eine Schamfrist von ein bis zwei Jahren" geben müssen, kritisierte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlich Demokratischer Lehrer Hessen (ACDL), Karlheinz Welsch.
Für den Hessischen Rundfunk (HR) ist es indes noch zu früh, über eine neue Sendung mit Friedman zu entscheiden. An dieser Haltung habe sich nichts geändert, sagte HR-Sprecher Michael Dartsch am Montag. Intendant Helmut Reitze hatte bereits Anfang Oktober betont, dass der Sender erst den Mitte November beginnenden Prozess gegen die Menschenhändlerbande um einen Ukrainer vor dem Berliner Landgericht abwarte. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen gegen die Bande war Friedman, der am Montagabend auch in den "Grünen Salon" beim Nachrichtensender n-tv eingeladen ist, ins Visier der Fahnder geraten.