"Rocky Horror Show" Fortgesetzt schräg und schaurig
Das Stück treibt vor allem den Theater-Putzfrauen den Angstschweiß auf die Stirn. Das Kult-Musical "The Rocky Horror Show" wird nicht bloß inszeniert, es wird zelebriert. Dazu gehört für die eingeschworene Fangemeinde unausweichlich das Werfen von Reis, Toastbrot, Klopapier nebst weiterer Rituale, die nahezu jede Aufführung begleiten. Mit Spannung wird erwartet, was künftige Fan-Generationen in den Theatersälen anstellen werden. Denn über 30 Jahre nach der Uraufführung des Grusicals bastelt der Komponist und Autor Richard O'Brien eifrig an einer Fortsetzung.
Bis auf einige Melodien sei die Rohfassung des Skripts vollendet, sagte O'Brien gestern in Schwerin. Der Schöpfer von Janet, Brad und Dr. Frank N. Furter besuchte dort die Wiederaufnahme seines Musicals. Nach jahrelangen Spekulationen scheint es demnächst also wirklich wahr zu werden: Bereits im August soll die Öffentlichkeit laut O'Brien während eines Workshops beim Edinburgh-Festival einen ersten Blick auf das Stück erhaschen dürfen.
Eine leichte Aufgabe ist die Musicalfortsetzung für den Autorkomponisten sicher nicht. Er fühle sich durch den großen Erfolg seines Stücks eingeschüchtert, gab der 62-Jährige Brite zu. "The Rocky Horror Show" sei neben aller Albernheit eine zutiefst in der menschlichen Psyche verwurzelte Parabel über das Erwachsenwerden und den Verlust der Unschuld. Entsprechend hoch liege die Messlatte.
O'Brien will heute auch ein Gastspiel der Londoner Originalproduktion im Volkstheater Rostock besuchen, nachdem er bereits am Mittwoch einer Inszenierung in Leipzig beigewohnt hatte. Die offensichtliche Beliebtheit des Stücks in Ostdeutschland überrascht den Künstler, der mit bürgerlichem Namen Richard Timothy Smith heißt, keineswegs.
Er habe festgestellt, dass das Musical besonders gut in ehemals repressiven Gesellschaften funktioniere, erklärte O'Brien. Der Theaterbesuch erlaube den Menschen das Ausleben ansonsten tabuisierter oder gar verbotener Seiten ihrer Persönlichkeit. Im äußerst freizügigen Amsterdam stoße das Musical dagegen eher auf Desinteresse.
Seit der Uraufführung 1973 in einem schäbigen Londoner Hinterhoftheater mit gerade einmal 63 Plätzen hat O'Briens schräges Grusical weltweit einen Triumphzug sondergleichen angetreten. Erzählt wird die Geschichte des jungen Pärchens Janet und Brad, das im Horrorschloss des Transvestiten Frank N. Furter in eine wüste Orgie transsexueller Außerirdischer gerät. 1975 wurde das Stück erfolgreich mit Tim Curry und Susan Sarandon für die Kinoleinwand adaptiert.
Nina Jerzy, ddp