
Graffitikünstler P-183: Russlands Banksy
Street Art Russischer Graffiti-Künstler P-183 ist tot
Moskau - "Was ich tue, ist bedeutsamer, als wer ich bin", sagte der russische Street-Art-Künstler Pawel im Alter von 28 Jahren. Und er hat viele Bilder auf Russlands Straßen hinterlassen: "Brücken-Brandstifter" zum Beispiel, sein berühmtestes Werk. Es zeigt einen Vermummten, den Pawel mit schwarzer und weißer Farbe an die Pfeiler einer Moskauer Brücke gesprüht hat. In der rechten Hand hält die Figur eine Fackel unter die vor ihm liegende Brücke. Damit die zumindest ein einziges Mal wirklich brennt, hat Pawel eine mit Benzin gefüllte Bierflasche angezündet und gegen die Brücke geschleudert.
Der junge Künstler starb am Montag im Alter von 29 Jahren in Moskau. Das teilte die Theatergruppe Teatralnoye Delo mit. Angaben zur Todesursache machten sie nicht. Für deren Musical "Todd" stellte Pawel zuletzt das Bühnenbild her.
Bekannt geworden ist Pawel unter dem Pseudonym P-183. TV-Teams und Reporter aus Russland und ganz Europa interessierten sich für ihn. Doch er versuchte stets, das Interesse nicht auf sich, sondern allein auf seine Kunst zu lenken. "Die Menschen sollen meine Arbeiten kennen, nicht mein Gesicht." Fotografieren ließ er sich nur mit einer Sturmhaube.
Ruhm wollte er nicht haben, trotzdem nannte man ihn in einem Atemzug mit dem Briten Banksy, dessen Street-Art weltberühmt ist, über den man aber kaum mehr weiß, als dass er irgendwo bei Bristol wohnen soll. Diesen als Kompliment gemeinten Vergleich lehnte Pawel aber stets ab. Er habe seinen eigenen Stil.
Viele seiner Graffiti haben einen politischen Unterton, beziehen sich auf Proteste gegen Präsident Wladimir Putin. Als explizit politischen Künstler habe er sich aber nicht verstanden. Er hasse Politik genauso, wie er Werbung hasse. Wenn zum Beispiel das russische Staatsfernsehen bei ihm anrief, das seine Kunstwerke Millionen Zuschauern zeigen und ihn auf einen Schlag berühmt machen könnte, legte er schnell auf, weil er den TV-Sender als Propagandamaschine des Kreml verachtete.
Pawel malt, seit er 14 Jahre alt ist. Aber während seines kurzen Lebens habe er mehrere Professionen gehabt: als Computerfachmann, Fotograf, Kameramann, Filmdirektor und sogar Kinderpsychologe. Seine Arbeit als Bühnenbildner beim Rockmusical "Todd" lässt sich derzeit in Moskau begutachten, wo die Produktion aktuell läuft. "Es war eine großartige Arbeit", schrieb Pawel über das Bühnenbild auf seiner Facebook-Seite. "Sollte ich morgen sterben, kann ich mir zumindest sicher sein, wirklich etwas hinterlassen zu haben."