Russischer Schabernack Harry, Dobby und die frappierende Ähnlichkeit mit Putin
London - Eine russische Anwaltsfirma prüfe rechtliche Schritt gegen das Filmstudio Warner Bros., berichtete die britische Zeitung "Evening Standard" am Mittwoch. Auch die deutsche Tageszeitung "Die Welt" kaprizierte in ihrer Online-Ausgabe die Headline "Wladimir Putin und das Gesicht des Schreckens" und konstatierte: Kein Zweifel: Der Hauself Dobby aus dem Film "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ist Kremlchef Wladimir Putin wie aus dem Gesicht geschnitten". Eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem ehemaligen KGB-Funktionär und dem zeterndem Phantasiegeschöpf ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen, doch die Meldung, dass Putins Anwälte nun tatsächlich über eine Klage nachdächten, entpuppte sich am Mittwoch als Ente.
Mehrere internationale Zeitungen und Nachrichtenagenturen seien der Moskauer Wochenzeitung "Nowaja Gaseta" auf den Leim gegangen, berichtet der russische Nachrichtendienst rUFO. Die hätte in einer satirischen Kolumne die Mär vom wutentbrannten Präsidenten verbreitet, der nicht weltweit als großohrige Koboldgestalt veralbert werden will. Keine Anwälte, keine Klage aus dem Kreml, "bei dieser Meldung handelt es sich in der Tat um einen Scherz", zitierte der Nachrichtendienst eine Redakteurin der "Gaseta".
Die Zeitung hatte eine Kurznotiz auf der Titelseite ihrer Montagsausgabe abgedruckt, in der die vermeintlichen Anwälte mit dem Vorwurf zitiert wurden, die Filmproduzenten hätten ohne jedes Recht ein "für alle zu erkennendes Gesicht" als Basis für den Entwurf der Fabelgestalt benutzt. Der Name Putin wurde noch nicht einmal erwähnt. Der britische "Evening Standard" spann die Zeitungsente sogar noch weiter. Grundlage für die ganze Affäre sei ausgerechnet eine Umfrage der BBC, wonach Tausende Befragte äußerliche Gemeinsamkeiten zwischen Putin und dem Hauself festgestellt hätten.