

Ob Euro-Krise, Vatileaks, Hakenkreuz-Tattoo-Affäre oder einfach nur Dirk Niebel: Es gab schon Zeiten mit weniger Themenanstößen für Satiriker. Passend dazu soll nun auch noch zum Jahresende die Grande Dame der Schmunzel-Magazine reanimiert werden: die Zeitschrift "Pardon".
Erscheinen soll das Blatt in der nach Großverlag klingenden Weimer Media Group: Dahinter verbirgt sich als Kopf Wolfram Weimer, "Cicero"-Gründungsherausgeber, Ex-Chefredakteur der Tageszeitung "Die Welt" und zuletzt Chef des "Focus".
"Pardon" hätte dieses Jahr 50. Geburtstag gefeiert. Die Liste der Autoren früherer Ausgaben taugt zum Prahlen: Die Schriftsteller Günter Grass, Martin Walser, Hans Magnus Enzensberger waren darunter; Erich Kästner verfasste für die Erstausgabe das Vorwort und Loriot entwarf das Titelbild. 304.000 Exemplare verkaufte "Pardon" zu Spitzenzeiten. Das Markenzeichen von "Pardon" war stets ein Teufel, der seine Melone lupft (es wurde sogar mal zwischenzeitlich für eine Modefirma zweckentfremdet).
Zusagen von Hirschhausen, Karasek, Schmidt
1982 erschien das 1962 in Frankfurt gegründete Magazin zunächst das letzte Mal. 2004 versuchte sich dann nach 22 Jahren Pause ein Thüringer an einem Neustart - und scheiterte nach nur drei Jahren. Wolfram Weimer, der den Neustart selbst finanziert, ist deshalb vorsichtig: Zunächst soll das Blatt nur einmal in Form einer Jubiläumsausgabe erscheinen. Die Erlaubnis habe er sich bei Hans A. Nikel, Gründer von "Pardon", in dessen Wohnort Bad Homburg abgeholt. Weimer sagt, man habe bereits Zusagen von Autoren wie Eckart von Hirschhausen, Hellmuth Karasek oder Harald Schmidt. Wird die erste Ausgabe ein Erfolg, soll es weitere Hefte geben.
"Die Zeit für ein anspruchsvolles Satiremagazin ist reif", sagt Weimer. Leute wie die Kabarettisten Dieter Nuhr oder Eckart von Hirschhausen würden schließlich beweisen, dass man mit anspruchsvollem Witz Erfolg haben könne. Belehrungs-Satire à la Dieter Hildebrandt wolle kaum mehr jemand sehen, das Satire-Magazin "Titanic" sei hingegen oft schlicht zu derb, findet Weimer.
Zuletzt erwirkte Papst Benedikt XVI. eine einstweilige Verfügung gegen ein "Titanic"-Cover. Das Titelblatt zeigte in Anspielung auf die Affäre um an die Öffentlichkeit geratene Geheimdokumente des Vatikans den Papst mit einem gelben Fleck auf der Soutane und der Zeile: "Halleluja im Vatikan - Die undichte Stelle ist gefunden!". "Titanic" hat mittlerweile Widerspruch gegen die Gerichtsentscheidung eingelegt. Weimer sagt zum Titelbild: "Ich verstehe zwar nicht, warum der Vatikan klagt. Aber ich finde diese Art von Humor der 'Titanic' zu plump, da steckt keine Entlarvung und keine weitere Erkenntnis drin."
Das will er mit "Pardon" anders machen. Er wolle Humor in eine zeitgemäße und anspruchsvolle Form bringen. Große Verlage hätten zwar Interesse an seinem Projekt gezeigt, allerdings habe man dort eher ein Comedy- als Satiremagazin daraus machen wollen. Weimer hofft auf verschiedene Anzeigenkunden, es gebe bereits "erste Signale" von Unternehmen, die schon früher in "Pardon" geschaltet hätten. Die Redaktion werden Peter Böhling - bekannt als Karikaturist "Bulo" - und Daniel Häuser übernehmen. Beide geben das clever gemachte und gut gestaltete Magazin "Clap" heraus, das sich an "Neugierige, Eitle und Schadenfrohe" in der Medien- und Agenturbranche richtet.
Zumindest pro forma will man mit der "Pardon"-Entwicklungsredaktion zunächst passenderweise in den Räumen des Karikaturen-Museums Gulbransson am Tegernsee residieren, in dem schon das legendäre Simplicissimus-Magazin Redaktionskonferenzen abhielt. 70.000 "Pardon"-Exemplare sollen zunächst an den Start gehen. Weimer sagt, Verkäufe ab 20.000 Exemplaren seien "ganz okay", er hoffe aber auf mehr. Erscheinen soll die erste Ausgabe Ende des Jahres, zwischen "dem 11.11. und Nikolaus".
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Satire-Legende: Hans A. Nikel, Verleger und einer der Gründer von "Pardon", blättert 1966 in einer Ausgabe des Satiremagazins. Es erschien von 1962 bis 1982 in Frankfurt...
...und soll jetzt von keinem Geringeren wiederbelebt werden als Wolfram Weimer, in dessen Weimer Media Group das Heft erscheinen wird. Er hatte das Politmagazin "Cicero" gegründet und war Chefredakteur von "Welt" und "Focus".
Für die "Pardon" schrieben früher Günther Grass, Martin Walser und Hans Magnus Enzensberger. Das erste Titelbild steuerte Loriot bei.
Für die Neuauflage hat Weimer nach eigenen Angaben auch schon eine illustre Autorenriege beisammen. Zugesagt hätten bereits Harald Schmidt...
...und Glücksexperte Eckart von Hirschhausen. Auch Hellmuth Karasek wolle Texte beisteuern.
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