Schleichwerbung WDR setzt 69 Sendungen ab
Berlin - Bei den betroffenen Filmen und Serien werde zurück bis zum Jahr 1994 geprüft, ob unzulässige Produktplatzierungen enthalten seien, sagte Fritz Pleitgen, Intendant des Westdeutschen Rundfunks, der "Süddeutschen Zeitung". Es handele sich um Produktionen der in die Kritik geratenen Firma Colonia Media. Die Firma ist eine hundertprozentige Tochter der Bavaria Film, die für illegale Schleichwerbung in den ARD-Serien "Marienhof" und "In aller Freundschaft" verantwortlich war.
Pleitgen sagte, der WDR sei "schwer geschädigt", weil er Sendungen wie "Tatort" und andere Filme so lange nicht im dritten Programm oder im Ersten zeigen könne, bis alle Schäden entdeckt und beseitigt seien. Allein bei den Filmen liege ein Programmvermögen von "grob gerechnet 75 Millionen Euro brach". Der WDR habe Strafanzeige gegen den ehemaligen kaufmännischen Geschäftsführer der Colonia Media, Frank Döhmann, erstellt.
Laut Pleitgen handelt es sich bei den gesperrten Produktionen um 38 Tatorte aus Köln und Münster, 13 Schimanski-Filme und 16 Fernsehfilme. Hinzu kämen die beiden Serien "Der Fahnder" mit 200 Folgen und "City-Express".
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff schlug vor, dass die anderen ARD-Anstalten den NDR-Staatsvertrag zum Vorbild nehmen sollten, um derartige Vorfälle künftig zu vermeiden. Der überarbeitete Staatsvertrag, der am 1. August in Kraft treten soll, erweitere die Prüfungsrechte der norddeutschen Landesrechnungshöfe auf die "Töchter- und Enkeltöchter" der Vierländeranstalt.