
Machtgierige Menschen Ihr müsst alle sterben


Googles Firmensitz in Kalifornien
Foto: imago/xim.gsGuten Morgen, meine Damen und Herren, heute möchte ich gerne, wie üblich an dieser Stelle, differenziert, faktenuntermauert und eloquent eine große Frage in den Raum stellen: WTF? Oder präziser: Was interessiert Menschen eigentlich an der Macht? Also über das normale Maß hinausgehend, das darin besteht, den nervenden Nachbarn in den Wahnsinn zu klagen, die nicht korrekt grüßenden Angestellten der eigenen Airline zu feuern und jeden Tag den teuersten grünen Tee zu trinken? Menschen, die machtgierig sind, erscheinen mir, trotz ihrer Gefährlichkeit, immer lächerlich.
Firmen, die mehr Kapital besitzen als Länder, sind schon absurd in ihrem Wahn, einfach alles, alles zu besitzen (Amazon, Google). Vollkommen seltsam wird mir bei machthungrigen Einzelpersonen wie den Koch-Brüdern (Koch Industry), Robert Leroy Mercer, Peter Thiel, um mal die Ersten zu nennen, die mir einfallen - die Ersten von Tausenden. Anhänger der Idee der brutalen Ökonomie. Befürworter des survival of the fittest (wobei sie sich natürlich für die Fittesten halten) und Bejubler der Märkte.
Die Märkte, die Märkte. Im Moment sieht es so aus, als ob all der neoliberale Mist sich durchsetzen würde. Die Bevölkerung wird kontrolliert und überwacht, die Freunde der Macht beeinflussen im Hintergrund Wahlen, fördern marktfreundliche Parteien, bekämpfen jeden Einzelnen und Gruppen, die die Abschaffung der Demokratie für nicht erstrebenswert halten .
Alter, ich habe die Welt gefickt
Und sie sind sehr gut in dem, was sie tun. Die meisten europäischen Regierungen sind prima in der Spur. In Deutschland wird gerade über die Privatisierung der Autobahnen beraten. In England wird die Kürzung der Sozialhilfe entschieden (wieder einmal). In der Schweiz, unter marktfreundlicher Regierungsmehrheit, die GPS-Überwachung von Invalidenrentenempfängern erwogen.
Die einzige Gegenbewegung zu der sich beschleunigenden Tendenz eines neuen Feudalismus könnten sehr linke Positionen sein. Auf die man zumindest in Deutschland nicht setzen sollte. Die Linke ist weder überzeugend noch laut noch attraktiv für viele Angehörige der Generation, die es betrifft. Also jene, die voraussichtlich noch ein paar Jahre in dieser brutalen Welt leben müssen.
Aber zurück zur Macht. Dem absurd albernen Bestreben, unsterblich zu werden. Peter Thiel ist immerhin so klug, zu wissen, was der Erde droht, wenn Milliarden in einer vollkommen neuen Art von Elend leben werden, und plant einen Staat auf Hochseeschiffen. Da kann er dann König sein und sich sagen: Alter, ich habe die Welt gefickt. Mercer ist nicht mehr taufrisch, er wird den kompletten Verfall von Menschlichkeit also nicht mehr erleben. Er stirbt, aber vermutlich mit der letzten, der größten Erektion seines Lebens.
Das ist Macht, die nicht begreift, dass sie nie endgültig sein kann. Dass es immer eine Kraft gibt, die darübersteht. Das Klima zum Beispiel. Die Erde, die drollige Tsunamis, Tornados und Erdbeben hervorbringt, um Menschen zu zeigen, wo der Hammer hängt.
Wenn immer mehr menschliche Arbeitskraft ersetzt wird und der Mittelstand sich nur noch mit vielen Jobs über Wasser halten kann: Wer soll dann eigentlich all die großartigen Produkte kaufen, die egal in welchem Bereich hergestellt werden? Macht. Das albernste Wort neben dem Begriff "händisch".
Macht anzustreben und das Faktum der begrenzten Lebenszeit zu ignorieren, das jedes Aufzucken von gottgleichen Gedanken lächerlich erscheinen lassen müsste, lässt eigentlich auf einen gewaltigen Gehirndefekt der machtgierigen Menschen schließen. Wir sollten machtkranke Menschen trösten, sie halten, ihnen ruhig zusprechen und ihnen helfen, aus dieser vermutlich deprimierenden Spirale von Größenwahn zu einem kurzem Aufflackern von Erkenntnis zu gelangen. Aber daraus wird nichts. Wir sind zu sehr damit beschäftigt, den Schaden zu begrenzen, den sie angerichtet haben.