Streit der Nachrichtenagenturen
Springer kündigt ddp
Ein Brandbrief und seine Folgen: Der Axel Springer Verlag verlängert offenbar seinen Vertrag mit der Nachrichtenagentur ddp nicht. Auslöser soll ein Schreiben sein, mit dem die ddp-Gesellschafter den Verlag unter Druck setzen wollten.
Springer-Chef Mathias Döpfner: Ärger mit Agenturchefs
Foto: Z1015 Bernd Settnik/ dpa
Wann hat der Axel Springer Verlag den Vertrag mit der Nachrichtenagentur AP verlängert? Um diese eigentlich nüchterne Frage ist zwischen Springer und dem
Neu-AP-Eigner ddp ein überraschend heißblütiger Streit entbrannt. Jetzt hat er eine ernste Konsequenz: Laut Mediendienst Meedia hat Springer die Dienste der ddp zum 31. August 2010 gekündigt.
Auslöser war offensichtlich ein Interview im SPIEGEL vom 8. Februar, in dem der ddp-Gesellschafter Martin Vorderwülbecke von einem Brief an Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner berichtete. Vorderwülbecke schrieb darin: "Mein Mitgesellschafter Dr. Dr. Peter Löw hat mich auf die schlechten Erfahrungen, die er im Zusammenhang mit der Weltkunst Verlagsgruppe mit Ihrem Verlag gemacht hat zur äußersten Vorsicht aufgefordert." Deshalb fordere er Döpfner auf, den Vertrag mit AP bis zum 18. Januar 2010 rechtsgültig zurückzusenden.
Nach Darstellung von Vorderwülbecke kam Springer diesem Wunsch prompt nach. Aus Kreisen des Berliner Verlags ist jedoch jetzt zu hören, dass der AP-Vertrag bereits unterschrieben war, bevor Vorderwülbeckes Brief eintraf. Aus Ärger über die verzerrende Darstellung, aber auch wegen Zweifeln an der Qualität der ddp habe sich Springer deshalb Ende der vergangenen Woche zur fristgerechten Kündigung der ddp-Dienste entschlossen. Sowohl ddp als auch der Axel Springer Verlag wollten sich auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE zu der Sache nicht öffentlich äußern.
Seitdem die branchenfremden Unternehmer Vorderwülbecke und Löw die ddp Anfang 2009 übernahmen, ist die im Vergleich zum Marktführer dpa vergleichsweise kleine ddp vor allem durch
ihre aggressiv auftretende Geschäftsführung aufgefallen. Unter anderem warf sie der dpa vor, diese würde "rechtswidrige" und "sittenwidrige" Verträge abschließen und ein "Monopol" pflegen.
Die Verstimmungen mit Springer reichen indes in eine Zeit zurück, als Löw noch Eigner der Beteiligungsgesellschaft Arques war. Diese hatte von Springer 2003 die Weltkunst Verlagsgruppe übernommen. Über dieses Geschäft zerstritt man sich so, dass Springer Strafanzeige gegen Löw und zwei Partner stellte. Die zuständige Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aber zur Klärung zivilrechtlicher Vorfragen zunächst zurückgestellt. Ein Teil der Ermittlungen gilt zudem als verjährt.