Streit um Informantenschutz US-Magazin "Time" gibt Unterlagen heraus

Tiefschlag für die Pressefreiheit: Im spektakulären Fall um die Enttarnung der CIA-Agentin Valerie Plame wollten die Reporter Matthew Cooper und Judith Miller ihre Quellen nicht preisgeben. Doch die US-Justiz blieb hart - das Magazin "Time" lenkte heute ein: Die Notizen Coopers werden herausgegeben.

New York - Man wolle Cooper eine mögliche Gefängnisstrafe von 18 Monaten ersparen, erklärte heute "Time"-Chefredakteuer Norman Pearlstine seinen Entschluss, die Notizen des mit dem Plame-Fall befassten Reporters der Justiz zu übergeben. Zugleich kritisierte Pearlstine, dass damit die Pressefreiheit stark eingeschränkt werde.

Die "New York Times", deren Mitarbeiterin Judith Miller gemäß einem Gerichtsbeschluss vom Mittwoch ihre Quellen ebenfalls innerhalb einer Woche preisgeben muss, äußerte sich "tief enttäuscht" über die Entscheidung von "Time". Die Zeitung werde sich nun darauf konzentrieren, ihre eigene Reporterin "während dieser schwierigen Zeit" zu unterstützen, erklärte "New York Times"-Herausgeber Arthur Sulzberger junior.

Cooper und Miller waren am Montag mit einer Klage gescheitert, mit der sie ihr Recht auf Informantenschutz durchsetzen wollten. Der Oberste Gerichthof der USA nahm ihre Berufung nicht zur Verhandlung an. Ein Bundesgericht hatte zuvor bereits eine Entscheidung aus erster Instanz bestätigt, wonach die Journalisten zur Auskunft verpflichtet sind. Die Journalisten hatten damals angekündigt, dass sie sich dem Urteil nicht beugen würden und stattdessen lieber ins Gefängnis gehen wollten.

Die Affäre um die Enttarnung der CIA-Agentin Plame hatte 2003 einen politischen Wirbelsturm in Washington ausgelöst. Die Justiz untersucht, ob Regierungsbeamte Plames Identität lüfteten, um sich auf diese Weise an ihrem regierungskritischen Mann, dem früheren US-Botschafter Joseph Wilson, zu rächen.

Wilson war im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA nach Niger gereist, um den aus dubiosen Quellen stammenden Vorwürfen nachzugehen, der damalige irakische Machthaber Saddam Hussein habe dort Uran für Atomwaffen zu beschaffen versucht. Im Juli 2003 bezeichnete Wilson die Vorwürfe in einem Zeitungsbeitrag als unhaltbar. Bald darauf veröffentlichte der konservative Kolumnist Robert Novak unter Berufung auf ranghohe Mitarbeiter der US-Regierung den Namen und den Beruf von Wilsons Frau.

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