Streit um "Popetown" Bischof ruft zu MTV-Boykott auf
Frankfurt am Main - Da der Protest der Kirche den Musiksender bisher nicht zur Absetzung der Satire bewegen konnte, appelliert Heinz Josef Algermissen nun an das Gewissen der Werbekunden: "Jene Firmen, die MTV finanziell unterstützen, sind schlecht beraten, wenn sie es zulassen, weiterhin als Sponsoren der Verunglimpfung des christlichen Glaubens betrachtet zu werden", sagte der Bischof von Fulda.
Dass der Sender zwar die "blasphemische Werbung" für "Popetown" zurückgezogen habe, aber dennoch nicht bereit sei, auf die Ausstrahlung zu verzichten, zeige nur zu deutlich, "dass die Verantwortlichen keinerlei Respekt vor Religion und Glauben haben. Es geht ihnen ganz offensichtlich einzig und allein um reißerische Provokation und Geschäftemacherei auf niedrigstem Niveau".
Der Vorsitzende der Jungen Liberalen, Johannes Vogel, verteidigte den Musikkanal und verdächtigte die religiösen Kritiker, die Serie noch nicht einmal gesehen zu haben: "Ich hielte es für ratsam, wenn man sich ein Urteil erst dann bildet, wenn man weiß, worüber man spricht", betonte Vogel.
Die deutsche Pressefreiheit gelte nicht nur für Mohammed-Karikaturen. Es sei bemerkenswert, dass sich einige Kritiker erst jetzt, da es um christliche Werte ginge, zu Wort meldeten.
In der englischen Zeichentrick-Serie geht es um einen "durchgeknallten" Papst und einen korrupten Kardinal, der Waisenkinder in die Sklaverei verkauft. Die britische BBC, der ursprüngliche Auftraggeber, hatte bereits 2004 nach Protesten auf die Ausstrahlung verzichtet. MTV plant eine deutsche Synchronisierung, die Anfang Mai anlaufen soll. Die scharfen Proteste hatten sich vor allem an einer Anzeigenkampagne entzündet. Darin sitzt eine Jesusfigur unter einem leeren Kreuz vor einem Fernseher. Die Überschrift lautet "Lachen statt rumhängen". MTV hat die Anzeigen bereits zurückgezogen, nachdem sich der Deutsche Werberat beschwerte. Auch die Kommission für Jugendmedienschutz fordert einen Verzicht auf die Ausstrahlung.
agö/ap