S.P.O.N. - Helden der Gegenwart Herr Rösler schießt den Vogel ab
Verehrter Wirtschaftsminister Rösler!
Ich bin so froh, dass Sie jetzt mit so einem konstruktiven Vorschlag um die Ecke kommen! Schon lange hatte ich mich gefragt, was Sie eigentlich arbeiten. Also als Wirtschaftsminister tun. Als sogenannter "Retter" der FDP waren Sie ja unverkennbar im Einsatz und auch als Querschießer innerhalb der von verschiedenen Bundesbürgern zur Koalition bestimmten Regierung. Was Sie aber als Bundeswirtschaftsminister tun, also worin Ihr tatsächliches Handeln besteht, blieb mir lange Zeit verborgen.
Nun aber kommen Sie mit einem Vorstoß aus Ihrer Ministerhöhle gesprungen, der mir den Ausdruck der Überraschung - aufgerissene Augen, offenstehender Mund - ins Gesicht treibt. Und den der Achtung. Denn ich hatte keine Ahnung, dass Sie sich mit Federvieh auskennen. Zumindest nicht mit jenen wilden Vögeln, die so ausgelassen in den Lüften kreisen und so ungezwungen von Zweig zu Zweig hüpfen, weil sie sich durch die Richtlinie 79/409/EWG geschützt wissen. Jene auch als Vogelschutzrichtlinie bekannte Einigung der EU-Staaten aus dem Jahre 1979, die den Erhalt wildlebender Vogelarten und ihrer Lebensräume sichern soll.
Zwar hapert die Einhaltung der Bestimmungen mancherorts noch immer an den barbarischen Sitten einiger EU-Nachbarn, wie etwa der der Italiener, die gern die eine oder andere Drossel zum Mittag verspeisen. Oder auch an Franzosen, die ihre wahre Freude daran haben, das Rotkehlchen oder die Tannenmeise mittels einer Steinquetschfalle um die Ecke zu bringen. Doch ist die 79/409/EWG zusammen mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie das einzige Schutzversprechen, worauf sich die Piepmätze berufen können.
Ein Versprechen, das Sie - bei aller Liebe zur Kunst des Fliegens, der Sie durch das Hobby des Segelflugs nahe zu kommen versuchten - nun außer Kraft zu setzen gedenken. Bestimmt da draußen auf Feld und Flur die Vogeluhr den Rhythmus, so tickt es bei Ihnen anders. Die Zukunft hat in Form der Energiewende an Ihre Tür geklopft und um ihr zum Durchmarsch zu verhelfen, sind Sie bereit, "auch unbequeme Antworten" zu geben, wie Sie der "FAZ" sagten.
Es hatte Sie bislang zwar keiner gefragt, schließlich ist die Umsetzung der Energiewende Sache des Umweltministers, aber die Energiekonzerne werden froh sein, dass Sie - der Sie sich auch gern als Bauchredner versuchen - sich einmischen. Nicht, weil die Manager so fasziniert von Ihren mannigfaltigen Interessen und Fähigkeiten sind wie ich. Sondern schlichtweg, weil sie jemanden brauchen, der ihre Absichten - möglichst bequem und widerstandslos ihre Netze spannen zu können - zur Umsetzung verhilft.
Und diesen einen haben sie in Ihnen gefunden, verehrter Minister Rösler, einem Mann, der bereit ist, "beim Durchqueren von Schutzgebieten einen Teil der EU-Regeln auf Zeit außer Kraft" zu setzen. Denn was ist schon ein Bergfink, ein Stieglitz oder der Zaunkönig gegen die Energiewende? Gegen den Wunsch der deutschen Bevölkerung, aus der Kernenergie auszusteigen? Naturnäher zu leben, Einklang zwischen Mensch und Natur zu finden?
Die Grünen sind mit der Erkenntnis, dass es ohne einen solchen Einklang nicht geht, zur Macht geworden. Die Ziele der Rot-Grünen-Regierung - Ausstieg aus der Kernenergie - hat sich Ihre Koalition in der Folge von Fukushima zueigen machen müssen. Angekommen ist vom großen Ganzen, dem Wunsch, Mensch und Natur zu vereinen, bei Ihnen nur die sogenannte "Energiewende", die Ihre Koalition, Fukushima und der Anti-Atom-Bewegung sei Dank, umsetzen muss.
Dass es Ihnen nun gelingt, auch dieses Vorhaben aus seinem Kontext zu lösen, und am Ende gegen seinen Nutznießer, die Natur, zu wenden, ist eine Leistung, die mir Respekt abverlangt! Eine, die nach dem Motto "Leistung muss sich wieder lohnen!" belohnt werden muss. Eine Ehrung ist das Mindeste. Auch, wenn Ihr Vorname aus dem Griechischen stammend "Pferdefreund" bedeutet, so finde ich, dass die Idee, einen Vogel nach Ihnen zu benennen, durchaus angemessen ist. Ein Mann von Ihrer Statur!
Die "Rösler-Schwalbe" wäre sicherlich passend.