Suhrkamp-Verlag Keine Neuauflage für umstrittenes Honderich-Buch

In einem offenen Brief hatte Micha Brumlik, Direktor des Fritz-Brauer-Instituts, schwere Antisemitismus-Vorwürfe gegen das Buch „Nach dem Terror“ von Ted Honderich erhoben. Der Suhrkamp-Verlag will den vergriffenen Titel nun nicht wieder auflegen.

Frankfurt/Main - Der Verlag äußerte sein Bedauern, dass Suhrkamp die Haltung des Autors zum palästinensischen Terrorismus nicht rechtzeitig deutlich geworden sei. Nun beschloss der Verlag, keine weitere Auflage des Buches herauszugeben, die Rechte würden zurückgegeben. Wie Suhrkamp erklärte, habe der Autor seine Position im Internet radikalisiert. "Ted Honderich hat die Ebene, auf der die Erörterung manifester und kontrovers diskutierter Konflikte möglich und notwendig ist, verlassen."

Zuvor hatte der Direktor des Fritz-Bauer-Instituts in Frankfurt, Micha Brumlik, mit einem offenen Brief in der "Frankfurter Rundschau" gegen Honderichs Werk protestiert, und erklärt, das Buch verbreite "antisemitischen Antizionismus" und rechtfertige die "Ermordung jüdischer Zivilisten in Israel".

Der Philosoph Jürgen Habermas, der dem Suhrkamp-Verlag Honderichs Buch empfohlen hatte, wies den Vorworf des Antisemitismus zurück. Er unterstrich aber mit Blick auf Ängste bei der jüdischen Bevölkerung vor einem Antiamerikanismus in Deutschland: "Wenn ich bei meiner Empfehlung die gebotene Rücksichtnahme auf diese Gefühle versäumt haben sollte, tut es mir leid."

Habermas verwahrte sich gegen Brumliks Vorwurf und warf ihm im Gegenzug vor, "ohne Augenmaß" zu urteilen. Nur wer manche Sätze "ohne hermeneutische Nachsicht aus dem Zusammenhang der Argumente löst", könne sie "gegen die Intention des Autors immer für antisemitische Zwecke verwenden".

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