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Offenes Haus: Hausbesichtigung ganz privat

Foto: Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport, München/ Volker Thun/ Bettina Armbruster/ Eliser Wiedemann

Tag der "Architektouren" Liebe Voyeure, treten Sie näher!

Bauherren öffnen ihre im letzten Jahr fertiggestellten Häuser wildfremden Besuchern. Am Wochenende können sie durch Schulen und Büros stöbern, aber auch durch private Schlaf- und Badezimmer.

Oskar Hubers Haus fällt auf in einem Dorf wie Waltenhofen in Bayern: unten Sichtbeton und Naturstein, durch die große Glasschiebetüren zu einem Garten mit Schwimmbad führen, darüber wie ein Hut ein schwebendes Obergeschoss aus Holz. Warum er denn "so modern" gebaut habe, hat der Postbote einmal Huber gefragt. "Weil's mir gefällt", hat Huber geantwortet.

Sein Haus gefällt auch anderen Menschen. Der Bauer von nebenan zum Beispiel mag die traditionellen Holzschindeln, die er auch auf seinem Hof hat. Der Fan-Kreis wird sich vergrößern, wenn Huber sein Haus für wildfremde Besucher öffnet - zum Tag der "Architektouren". Bundesweit ziehen am 29. und 30. Juni jede Menge Menschen los und besichtigen neue Gebäude, Umbauten und Sanierungen, die die Länder-Architektenkammern ausgewählt haben.

In Bayern hat die Kammer insgesamt 279 Projekte herausgefiltert - nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land. Zu besichtigen sind neben Privathäusern auch Kindergärten, Schulen, ein Bäckerei-Umbau  und ein komplett schwarzes Bürogebäude . Die Architekten warten vor Ort und beantworten Fragen.

In Oskar Hubers Haus in Waltenhofen wird der Architekt Peter Fakler  bereitstehen und Besuchern den Innenausbau mit heimischer Weißtanne ebenso erklären wie die Sauna unter der Dachschräge. Wer weiß, vielleicht schaut sogar der Postbote vorbei und lässt sich auf ein Gespräch über moderne Architektur ein.

Spinnereien im Pfarrhaus

Wie sich Bauherr und Architekt gefunden haben? "Durch Zufall", sagen beide. Huber, Chef eines mittelständischen metallverarbeitenden Betriebes, wohnte nach einer kurzen Reihenhaus-Erfahrung lange in einem alten Pfarrhaus. Das fand er schön, aber nicht perfekt. Zehn Jahre lang blätterte er immer wieder in Zeitschriften und überlegte, wie ein Entwurf aussehen müsste, für den er zum Bauherrn werden würde. Er sah sich Fertighäuser an, "aber irgendwas hat nie ganz gestimmt". Dann fiel ihm ein Neubau im Nachbarort mit großen Glasschiebetüren auf. Er klingelte, fragte nach dem Architekten und rief ihn an. Man traf sich, und nach dem zweiten Gespräch hatten beide das Gefühl, dass es passt. Er habe sich "getraut, etwas Außergewöhnliches vorzuschlagen", sagt Fakler. Und Huber berichtet: "Es gab viele Spinnereien, aber meine Frau hat uns davon dann wieder runtergeholt."

Auch in München stimmte beim Umbau des "Grauen Hauses" die Beziehung zwischen der Bauherrin Ruth Klingelhöfer-Krötsch und dem Architekten Stefan Krötsch. Er ist ihr Ehemann. Vieles, was er anderen Bauherren vorher immer empfohlen hatte, hat er nun für seine Frau und sich selbst umgesetzt, zum Beispiel die Verdoppelung der Außenwände auf 60 Zentimeter. Das macht unabhängig von teurer Heizungs- und Anlagentechnik. Vieles haben die Krötschs selbst gemacht und damit die Gesamtbaukosten auf 190.000 Euro reduziert; schon das allein wird ihrem Haus viele Besucher bescheren.

Auffallend im Programm des Tages der "Architektouren" sind viele ungewöhnliche Privathäuser in ländlichen Gebieten: ein Wohnhaus im oberbayrischen Burghausen mit silbrig schimmernder Fassade  ist darunter, oder das Deggendorfer "Haus pq" in Holzbauweise mit versetzten Ebenen am Hang, entworfen von Hiendl-Schineis Architektenpartnerschaft.

Auffällig sind in Bayern viele Wohnhäuser in Holzbauweise, zum Beispiel das von Jenohr Architekten . Der Architekt Thomas Jenohr ist begeistert vom Rohstoff Holz mit "hohem Vorfertigungsgrad" und von der einfachen Wartung und Reparaturfähigkeit der Fassade. Ganz andere Anforderungen stellte das Atelierhaus für eine Person an die fabi architekten . Auf ein winziges Grundstück am Hang bauten sie ein Haus zum Arbeiten und Wohnen für eine Person, durch das am nächsten Sonntag um 11 Uhr wahrscheinlich mindestens hundert Menschen spazieren werden.

Architektouren 2013 am 29. und 30.6., auch als App fürs iPhone und unter m.byak.de auf jedem Smartphone. Eine Übersicht über die bundesweiten Projekte zum Tag der Architektur 2013 finden Sie hier .

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