Tageskarte Kunst Licht an, Licht aus

Wer traut schon einem verrückten Unternehmensberater? Sollten Sie aber. Der Düsseldorfer Axel Haubrok zeigt in seinem privaten Berliner Ausstellungsraum erhellende Lichtkunst aus seiner Sammlung.

Manchmal, wenn man von wahnwitzigen Summen berichtet wird, die auf Auktionen für Peter-Doig-, Jeff-Koons- oder Damien-Hirst-Kunstwerke gezahlt werden, fragt man sich, warum denn alle Sammler dasselbe Werk wollten. Weil das keine Sammler sind, würde der Sammler Axel Haubrok wahrscheinlich sagen. Das sind einfach Leute mit viel Geld, ohne eigene Meinung und Mut.

Haubrok kauft anders. Mit weniger Geld und mit Mut meist Frühwerke, weil er die Preissteigerungen erfolgreicher Künstler nicht mitmachen will und kann. Kunst ist für ihn, den Unternehmensberater, "selbstverständlich auch eine Form der Kapitalanlage", und sicher hat er auch schon mal viel zu viel für ein Kunstwerk bezahlt. Als einer "jener Verrückten" bezeichnet er sich, der für die Arbeit "This is Propaganda" von Tino Sehgal einen mündlichen Kaufvertrag unter Zeugen abschließen musste, weil der Künstler nichts unterschreibt. Oder der mit dem britischen Konzeptkünstler Jonathan Monk 2004 einen Vertrag geschlossen hat, dass er zehn Jahre lang jährlich 10.000 Euro an Monk zahlt und im Gegenzug dafür jedes Jahr ein Werk bekommt. Risiko? Das genau liebt Haubrok.

Monks zweite Lieferung, die Neonarbeit "II/X" von 2005, leuchtet gerade in "Lights (on/off)", einer Schau, die der Sammler zur Zeit im eigenen Ausstellungsraum zeigt. Seit April vergangenen Jahres ist das 280 Quadratmeter große ehemalige "Kinderkaufhaus der DDR" in einem der Tor-Bauten von Hermann Henselmann am Strausberger Platz Haubroks Spielplatz. Dort, wo die Karl-Marx-Allee beginnt, will er jährlich drei bis vier Ausstellungen zeigen.

"Lights (on/off)" ist eine kleine, feine, individuelle Ausstellung mit 14 Arbeiten zum Thema Licht. Ausgegangen ist Haubrok von "Work Nr. 270. Lights off", der Arbeit des Turnerpreisträgers Martin Creed, die er besitzt. Creeds Anweisung ist, das Licht im Raum auszuschalten.

Am verblüffendsten sind zwei Videos des jungen Briten Matt Calderwood. Eine Minute und 32 Sekunden lang braucht er, um eine leuchtende Glühbirne in ihrer Fassung mit einem schwarzen Klebeband völlig zu umwickeln. Dann ist es dunkel. Das andere Video zeigt anfangs nur eine helle Fläche. Ein Knall folgt auf den anderen und mit jedem werden auf der Leinwand kleine Rauchwölkchen und abstrakte vertikale Formen sichtbar. Die Auflösung der rätselhaften Vorgänge erfolgt erst mit zunehmender Dunkelheit: Calderwood zerschießt mit einer Zwille leuchtende Neonröhren, die mit ihrem Erlöschen erkennbar werden.

Außerdem gibt es in der Ausstellung Arbeiten von Olafur Eliasson und Cerith Wyn Evans zu sehen, der ein Adorno-Buch via Computer und Artemide-Lampe in die Welt morst.

"Herrlich", sagt Haubrok, "einerseits technisch und trocken, andererseits reine Poesie." Auf dessen Website findet sich Wyn Evens deshalb auch auf der Liste mit nur 30 Künstlernamen. Das sei so eine Art Hitparade. "Wie der Dax an der Börse: Wenn ein neuer Name dazu kommt, wird einer aus der Liste rausgeschmissen." Ob er Ärger mit den Künstlern bekomme, die er aus seiner Hitliste aussortiert? "Kann sein", sagt Haubrok, aber das fände er im Zweifelsfall nur amüsant.


Haubrokshows "Lights (on/off)" bis 1.3. Berlin. Strausberger Platz 19, http://www.sammlung-haubrok.de . Samstags 12?18 Uhr. Eintritt frei.

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