

Gerüchte mischen die internationale Kunstszene schon seit vergangenem Jahr auf: In einem geheimen Deal sei das Gemälde "Die Kartenspieler" von Paul Cézanne für den spektakulären Preis von mindestens 250 Millionen Dollar (190 Millionen Euro) verkauft worden. Damit wäre das Bild, das der französische Impressionist Ende des 19. Jahrhunderts in Aix-en-Provence malte, das teuerste Kunstwerk der Welt. Der neue Eigentümer wurde am Persischen Golf vermutet. Am Donnerstag berichtete "Vanity Fair" unter Berufung auf "vielfältige Quellen" Details von der Transaktion - die allerdings noch immer nicht offiziell bestätigt ist.
Die Herrscherfamilie von Katar hat laut dem US-amerikanischen Magazin das Gemälde, das als Ikone der klassischen Moderne gilt, erstanden. Das eher in dunklen Farben gehaltene, 97 mal 130 Zentimeter große Gemälde zeigt zwei Männer in einer Kneipe beim Kartenspiel und ist eins von fünf mit ähnlichen Motiven. Die anderen vier der 1892 bis 1896 entstandenen Serie hängen in den Museen von London, Paris, New York und Philadelphia. Das nun verkaufte Bild befand sich im Besitz des griechischen Tankermilliardärs Georges Embiricos, der bei Lausanne in der Schweiz lebte und Anfang 2011 starb.
Der Reeder und Kunstsammler Embiricos hatte seinen Cézanne nur sehr selten für Ausstellungen herausgegeben. Auch das Metropolitan Museum of Art in New York erhielt eine Absage für eine große "Kartenspieler"-Show 2010/2011. Ihr Kurator Gary Tinterow hält das Gemälde für das "dunkelste, das reduzierteste und wichtigste" der Serie. Der Grieche Embiricos sei eigentlich amüsiert, aber ungerührt durch Kaufangebote gewesen, sagte ein Kunsthändler "Vanity Fair".
Cézanne vor Pollock und Picasso
Doch kurz vor seinem Tod habe er Verhandlungen aufgenommen: Zwei US-amerikanische Kunsthändler - darunter der New Yorker Galerist William Acquavella und vermutlich auch der Kalifornier Larry Gagosian - hätten 220 Millionen Dollar für eines der letzten großen Kunstwerke in Privatbesitz geboten. Doch die Thani-Familie von Katar übertraf sie mit einem Angebot über 250 Millionen Dollar, andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 300 Millionen Dollar aus - vermittelt haben sollen die diskreten Händler von G.P.S. mit Sitz in New York und Paris.
Auf jeden Fall geht die Kaufsumme weit über das hinaus, was beim bisher teuersten Kunstkauf der Welt bezahlt wurde: Jackson Pollocks "No.5" soll 2006 140 Millionen Dollar gekostet haben. Verkauft hatte das Werk von 1948 im Drip-Painting-Stil der Musik- und Filmproduzent David Geffen an einen Privatmann. Auf Auktionen erzielte den bisher höchsten Preis Pablo Picassos Porträt seiner Geliebten Marie-Thérèse: 106,5 Millionen Euro waren es im Mai 2010 beim Londoner Auktionär Christie's. Cézannes teuerstes Bild war bisher das "Stillleben mit Vorhang, Krug und Obstschale", das 1999 für 60,6 Millionen US-Dollar bei Sotheby's versteigert wurde.
Der Wüstenstaat Katar ist zurzeit sehr aktiv auf dem Kunstmarkt. "Das Emirat hat diese phantastischen Museen der Islamischen und modernen Kunst gebaut", sagte Nicolai Iljine, Berater der Guggenheim-Stiftung, der britischen "The Times", "es hat Abu Dhabi überholt, weil es Kunstwerke in so großem Stil kauft." Das Londoner Kunstmagazin "The Art Newspaper" kürte Katar vor kurzem zum größten Käufer der Welt für zeitgenössische Kunst.
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"Der Kartenspieler" von Paul Cézanne (Courtauld Institute of Art in London): Eine Variation des Motivs wechselte für mindestens 250 Millionen Dollar den Besitzer - und soll nun Eigentum von Qatar sein. Damit wäre das dunkelste Bild der Serie das teuerste Gemälde der Welt.
Jackson Pollocks Tropfenkunst: Das Bild "No. 5" wurde 2006 für 140 Millionen Dollar verkauft, was bisher als Rekordpreis galt.
"Akt mit grünen Blättern und Büste" von Pablo Picasso: Das 1932 gemalte Bild in Grün, Blau und Rosa ist das teuerste, je auf einer Auktion verkaufte Kunstwerk. 2010 wechselte es für 106,5 Millionen Dollar den Besitzer.
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