Berlin/Hamburg - Wie die Polizei heute mitteilte, flüchteten rund 80 Zuschauer am Samstagnachmittag aus der Berliner Volksbühne. Die Vorstellung wurde jedoch nicht unterbrochen. Mehrere der aus dem Saal geflüchteten Besucher erlitten Reizungen der Atemwege und der Augen. Nach Angaben des Theaters stellten zwei Zuschauer später Strafanzeige.
Laut Polizei tränten mindestens sieben Zuschauern im Alter zwischen 37 und 55 Jahren die Augen. Einer der Betroffenen rief die Polizei an. Der in dem Stück verwendete Revolver sowie die verwendeten Kartuschen wurden beschlagnahmt und sollen kriminaltechnisch untersucht werden. Die Polizei ermittelt nun wegen fahrlässiger Körperverletzung, geht aber von einem Versehen aus.
Ein "kleiner Teil der Zuschauer" habe über Reizungen der Augen und der Atemwege geklagt, sagte die Chefdramaturgin der Volksbühne, Gabriele Gysi, am Sonntag. Allerdings sei kein Krankenwagen gerufen worden. Die 80 Gäste hätten nach einem Pistolenschuss kurz vor Ende des Stückes den Saal verlassen. Die Hälfte sei allerdings wenig später zurückgekommen, sagte sie und fügte hinzu: "30 Besucher machten von ihrem Recht Gebrauch und forderten einen Umtausch der Karten."
Die Ursache für den Vorfall ist der Chefdramaturgin zufolge noch völlig unklar. So sei es denkbar, dass "die Munitionslieferung für die Pistole ab Werk" bereits fehlerhaft gewesen sein könnte. Möglicherweise habe sich auch "ein Zuschauer einen schlechten Scherz erlaubt". Einen Fehler des Requisiteurs bezeichnete sie als "unvorstellbar". Dieser arbeite bereits seit 15 Jahren an der Volksbühne, betonte sie.
In der Volksbühnen-Fassung des Kinderklassikers von Erich Kästner, die Intendant Frank Castorf selbst inszeniert hat, geht es eher heftig und laut zu. So gibt es zahlreiche Gewehrschüsse ins Publikum, ohrenbetäubende Musik und auf einem Bildschirm im Hintergrund laufen Horrorfilme. Das Stück wird seit Anfang Dezember in
dem Theater in Berlin-Mitte in zwei Versionen gezeigt, eine davon ist jugendfrei.