Theaterlegende Regisseur George Tabori ist tot
Berlin - Der britisch-ungarische Theatermacher George Tabori sei bereits am Montag gestorben, teilte der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, der Deutschen Presse-Agentur dpa mit. Zentrales Thema von Taboris Dramen, die er meist selbst inszenierte, ist die Auseinandersetzung mit dem Faschismus. Schwarzer Humor und bittere Einsicht kennzeichnet seine Figuren. Für das Berliner Ensemble arbeitete Tabori bis zuletzt an immer wieder neuen Stücken.
Zu Taboris bekanntesten Stücken zählen "Mutters Courage", "Die Kannibalen", "Mein Kampf" und "Die Goldberg-Variationen". Das auch verfilmte Drama "Mutters Courage" erzählt von Taboris jüdischer Mutter, die in ihrer Heimat Ungarn wie durch ein Wunder den Nazis entkam.
Tabori, der mit Vornamen eigentlich György hieß, wurde am 24. Mai 1914 als Sohn eines Journalisten in Budapest geboren. Der Vater und weitere Angehörige der jüdischen Familie wurden in Auschwitz ermordet. Seine Mutter Elsa entkam durch Zufall dem Transport nach Auschwitz.
Seine Karriere als Journalist begann Tabori in den dreißiger Jahren in Berlin. Als ungarischer Jude flüchtete er 1936 vor den Nationalsozialisten nach London. Dort arbeitete er zunächst als Journalist und Übersetzer. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ging er als Auslandskorrespondent der BBC nach Bulgarien, später in die Türkei. In der britischen Armee leitete er von 1941 bis 1943 als Intelligence Officer Kriegsdienst. Von 1947 an arbeitete er in Hollywood und New York. In den USA traf er Bertolt Brecht, dessen Schüler er wurde.
Nach Jahren als Theatermacher und Drehbuchautor für Hollywood lebte er von 1971 an wieder in Deutschland und Österreich, wo er unter anderem in Bremen, München, Bochum und Wien wirkte. Als freier Regisseur arbeitete er dann vor allem am Wiener Burgtheater. Ende der neunziger Jahre zog Tabori wieder nach Berlin, wo er im Januar 2000 mit dem Stück "Die Brecht-Akte" das Berliner Ensemble unter der neuen Intendanz von Peymann wieder eröffnete.
"Er war ein weiser und kindlicher Mensch, ein wunderbarer Zauberer", sagte Peymann. "Jetzt hat er die Bühne verlassen." Zuletzt hätten sich noch zahlreiche Schauspieler um das Bett des altersschwachen Tabori versammelt. Seine Frau, die Schauspielerin Ursula Höpfner, sei bis zum Ende bei ihm gewesen. "Am Schluss hat er in seinen Träumen inszeniert."
hoc/ dpa