TV-Krimi über Türkenmord Fliegt der "Tatort" aus dem Programm?

Während SWR und ARD noch überlegen, plädiert SPD-Chef Kurt Beck dafür, den für Sonntag geplanten "Tatort" aus dem Programm zu nehmen. Grund: Die Folge spielt ausgerechnet in Ludwigshafen und handelt von einem Mord an einem Deutsch-Türken.

Hamburg - In Ludwigshafen ist die Stimmung nach dem verheerenden Brand immer noch angespannt. War es ein Unfall? Oder doch ein Anschlag mit fremdenfeindlichen Motiven, dem neun Menschen türkischer Nationalität zum Opfer gefallen sind. Ausgerechnet für kommenden Sonntag hatte die ARD einen "Tatort" geplant, der in Ludwigshafen spielt. In der Folge ermittelt Kommissarin Lena Odenthal im Fall eines Mordes an einem Deutsch-Türken. Der ARD und dem SWR, der den Film produziert hat, ist das Thema nun vielleicht doch zu brisant: Sie überlegen, die "Tatort"-Folge aus dem Programm zu nehmen. Eine Entscheidung wird für heute Nachmittag erwartet.

"Im Haus gibt es Stimmen für den Film und Stimmen dagegen. Bisher ist nichts entschieden", sagte ein Sprecher des SWR gegenüber SPIEGEL ONLINE. Die zuständigen Programmchefs würden sich mit der ARD-Programmdirektion in München beraten.

In dem "Tatort" geht es um den Mord an einem deutsch-türkischen Unternehmer, der mit seinem eigenen Lieferwagen überfahren wird. Hintergrund der Folge sind arrangierte Ehen und türkische Familienehre. Mit dem Brandunglück vom vergangenen Sonntag hat das erstmal nichts zu tun. Daher könne sich der SWR vorstellen, den "Tatort" zu zeigen, sagte der Sprecher. Man müsse aber aufpassen, dass man die Dinge nicht vermische. Zurzeit sei noch nicht einmal klar, ob es sich bei dem Hausbrand um einen Unfall oder einen Anschlag gehandelt hat.

Dennoch gibt es Vorbehalte: Ein Film, in dem gängige Vorurteile gegenüber Türken thematisiert werden, könne die ohnehin bestehenden Spannungen zwischen Deutschen und Türken in der Stadt zusätzlich verstärken.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck hat sich bereits dafür ausgesprochen, den "Tatort" aus dem Programm zu nehmen. Der SPD-Chef sagte am Donnerstag in Mainz, er habe SWR-Intendant Peter Boudgoust gebeten, zu prüfen, ob es nicht "sinnreich" sei, auf den "Tatort" zu verzichten.

Zuletzt hatte es im Dezember Wirbel um einen "Tatort" gegeben. In Berlin und Köln protestierten Tausende Aleviten gegen eine NDR-Folge der Krimireihe. Darin untersuchte Maria Furtwängler in der Rolle der Kommissarin Charlotte Lindholm einen Fall, in dem es um Inzest und einen Mord innerhalb einer alevitischen Familie ging.

cc/dpa

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