TV-Serie Neues Leben auf dem Wüstenplaneten

Frank Herberts Saga um den Wüstenplaneten und seinen messianischen Muad'Dib Paul Atreides ist ein Klassiker des Science-Fiction-Genres. Eine US-Fernsehserie bemüht sich erneut, die komplexe Handlung von "Dune" zu visualisieren.

Es ist ein doppeltes Wagnis für das amerikanischen TV-Network Sci Fi Channel: Der Sechsteiler "Frank Herbert's Dune" ist nicht nur die erste eigenproduzierte Miniserie, sondern auch noch das bisher teuerste Programm des Senders, der mit seinem ehrgeizigen Unternehmen zum einen die alten Fans des 35 Jahre alten Science-Fiction-Klassikers anlocken will, zum anderen aber auch ein ganz neues, vorzugsweise jüngeres Publikum für die Abenteuer auf dem "Wüstenplaneten" begeistern will. Die mit vielen Fantasy-Elementen angereicherte Story um den messianische jungen Helden Paul Atreides, der sich gegen ein monarchisches Planeten-Imperium stemmt, wurde 1965 von dem US-Schriftsteller Frank Herbert ersonnen und inspirierte nicht zuletzt George Lucas zu seiner "Star Wars"-Saga.

"Dune" verfügt auch heute noch über eine breite Fanbasis. Mehr als 100.000 Websites befassen sich mit den verschlungenen und komplexen Geschichten vom Wüstenplaneten, die sich über insgesamt sechs Fortsetzungen des Original-Romans erstrecken. Allein dieser verkaufte sich weltweit bis zu 12-Millionen-mal. Ob all das ausreicht, um die aufwendig produzierte neue Serie zu einem Erfolg werden zu lassen, ist die Frage. Immerhin versuchte sich David Lynch bereits 1984 an dem schwierig zu visualisierenden Stoff und entwarf einen streckenweise skurrilen, dialoglastigen Bombast-Streifen, der damals mit seinen 45 Millionen Dollar Produktionskosten als teuerster Film aller Zeiten galt. Leider spielte Lynchs "Dune" trotz Starbesetzung (Sting, Kyle McLachlan) nur schlappe 27 Millionen Dollar wieder ein. Ein Flop, wie er im Buche steht.

John Harrison, der Autor und Regisseur der neuen TV-Serie, hat deshalb weder Kosten noch Mühen gescheut, um sich von dem unliebsamen Vorbild abzugrenzen. 20 Millionen Dollar gab er aus, um den Oscar-Gewinner Vittorio Storaro ("Der letzte Kaiser") als Kameramann zu gewinnen und Stars wie William Hurt ("Gorky Park") zu verpflichten. "Ich ziehe nicht ins Feld, um Lynchs Film zu korrigieren", sagte Harrison dem US-Magazin "Entertainment Weekly". Es sei unmöglich, dem Buch in einem zweistündigen Film gerecht zu werden, er selbst habe jedoch sechs Stunden zur Verfügung gehabt und versucht, "eine möglichst originalgetreue Adaption des Romans zu erschaffen."

So ist also einiges anders als beim Kino-"Dune": Der Muad'Dib, der Messias des Wüstenplaneten, gespielt vom Newcomer Alec Newman, erwächst viel deutlicher vom verwöhnten Imperiumsprinzen zum visionären Krieger als bei Lynch. Und um weibliche Publikumsschichten zu locken, betonte Harrison vor allem die drei zentralen Frauenfiguren des Romans: Pauls mächtige Mutter Jessica (Theaterdarstellerin Saskia Reeves), seine rebellische Wüstenliebe Chani (Barbora Kodetova) und die Diplomatin Prinzessin Irulan (Julie Cox). Verzichten musste der Regisseur stattdessen auf die spektakulären Sandwürmer, die einen großen Reiz des Lynch-Films ausmachten. "Wir hätten zuviel Zeit und Inhalt eingebüßt, wenn wir uns auf die aufwendige Produktion dieser Dinger konzentriert hätten", sagt Harrison und ist gespannt, ob seine Version des Klassikers beim Publikum Gefallen findet. Der Sender rechnet hingegen schon fest mit einem Erfolg der Serie, die seit Sonntag ausgestrahlt wird. Ein Vertrag mit Harrison sieht bereits Adaptionen der "Dune"-Fortsetzungsromane vor.

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