
Skulpturen, Installationen, Performances: Kunst für alle
Skulpturen, Installationen, Performances Umsonst und draußen
"Tolle Schau! Hast du die gesehen?" Nee, verdammt, verpasst. So was kommt vor, denn gerade viele Draußen-und-umsonst-Schauen sind eher von kurzer Dauer. Deshalb hier ein paar Tipps für Kunsterlebnisse, die man leicht verpassen kann, aber nicht verpassen sollte.
Das "UM-Festival für zeitgenössische Kunst, Musik und Literatur" etwa findet zum vierten Mal in den drei nahe beieinander liegenden Dörfern Fergitz, Pinnow und Sternhagen Gut in der Uckermark im Nordosten Berlins statt und dauert nur ein Wochenende, vom 5. bis zum 7. September.
Veranstalter sind die Mitglieder des 2007 gegründeten Vereins "Freunde der Uckermark e.V.", zu denen Kulturschaffende wie die Musiker Gudrun Gut und Thomas Fehlmann, der Architekt Ferdinand von Hohenzollern, der Autor Ulrich del Mestre oder der Techno-Klub-Betreiber Dimitri Hegemann gehören. Sie alle wohnen sowohl in Berlin als auch in der Uckermark, wollen mit ihrem Festival die alte Kulturlandschaft "für alle erlebbar" machen und einen "Austausch zwischen Stadt und Land" initiieren. Tatsächlich handelt es sich wohl eher um einen Import als um einen Austausch, denn unter den Festival-Beteiligten und den Besuchern (in den vergangenen Jahren waren es um die eintausend) sind nur wenige Uckermärker.
Zwanzig Künstler stellen in Gärten und Höfen, auf Dorfplätzen, an Bushaltestellen, am See oder in aufgelassen Gruben ihre Skulpturen und Installationen aus; die meisten von ihnen kommen aus Berlin, wie Berta Fischer, David Moises, Franka Hörnschemeyer, Ina Weber, Susanne Bürner und Vicent Tavenne. Eine Jury hat sie ausgewählt mit der Vorgabe, dass sich die Arbeiten mit der Region und ihren Bewohnern auseinandersetzen sollen. Wer alles sehen will, sollte mobil sein, und wer die Kunst-Standorte nicht lange suchen will, kann sich einer geführten Fahrradtour anschließen.
Schulter an Schulter gegen den Verkehr
Im Gegensatz zum UM-Festival, einem rein bürgerschaflichen Engagement, ist das dreiteilige Festival Le Mouvement in der Schweizer 50.000-Einwohner Stadt Biel/Bienne öffentlich finanziert. Um die Funktion und Nutzung des öffentlichen Raumes, um Körper und Skulptur und um Stillstand und Bewegung geht es vom 26. bis zum 31. August bei "Performing the City". Dafür lässt beispielsweise die Künstlerin Nina Beier täglich eine pensionierte Tänzerin in einer Gasse alle Rollen ihrer Laufbahn aus dem Gedächtnis tanzen. Die litauische Künstlerin Eglè Budvytytè hat neun männliche Performer angewiesen, in zugleich militärisch und feminin anmutenden Uniformen durch die Stadt zu joggen und sich unterwegs für Männer recht untypisch zu verhalten. Fragen soll man sich: Gehört zum Beispiel ein Balkon am Zentralplatz von Biel zur Privatsphäre oder zum öffentlichen Raum, wenn ein Tänzer darauf tanzt? Und wie verhält man sich, wenn eine Gruppe von Tänzern, angewiesen von der legendären Trisha Brown, sich Schulter an Schulter in einer geraden Reihe fortbewegt und der reibungslose Verkehrsfluss nicht mehr funktioniert? Am Ende der Performances eröffnet im Kunsthaus CentrePasquArt die Schau "The City Performed" (30.8.-2.11.) mit Künstlern wie Francis Alÿs, Valie Export, Gelitin, Christian Jankowski, Klara Lidén, Rirkrit Tiravanija und Ai Weiwei.
Es gibt aber auch Schauen, bei denen man mehr als ein Wochenende lang die Chance hat, sie zu erleben - und die trotzdem Geheimtipps bleiben. Eher klassisch und sehr schön gelegen ist die nahezu unbekannte Skulpturenschau "Open" in Venedig (28.8.-28.9.). Parallel zu den Filmfestspielen und der noch laufenden großartigen Architektur Biennale sind auf dem Lido und der Insel San Servolo Skulpturen und Installationen von 30 Künstlern aus Europa, Bangladesh, Peru und Russland zu sehen. Dazu gibt es eine Zusammenarbeit mit Kunststudenten der National Taiwan University of Arts, die eigene Arbeiten ausstellen und für Kinder einen Kalligrafie-Workshop veranstalten. Und endlich hat man mal einen Grund, sich die Insel San Servolo anzusehen, auf der u.a. ein schönes, restauriertes ehemaliges Kloster mit Kirche steht, das heute von der Venice International University genutzt wird.
Für Südfrankreich-Besucher ist ein Abstecher zum Weingut Chateau La Coste des irischen Geschäftsmanns und Kunstsammlers Paddy McKillen in der Nähe von Aix-en-Provence ein Pflichttermin. Man betritt das Gelände durch ein graues "Gate" von Tadao Ando, der auch das elegante Empfangsgebäude und die "Chapel" um eine kleine alte Kapelle herum entworfen hat. Der silbrige Weinkeller ist ein Jean-Nouvel-Bau, und im Park, vorbei an einer Riesenspinne von Louise Bourgeois und einer großen Skulptur von Alexander Calder, steht der "Music Pavilion" von Frank Gehry, den er 2008 für die Londoner Serpentine Gallery gebaut hat. Außerdem lädt McKillen Künstler wie Andy Goldsworthy, Tunga, Richard Serra, Sean Scully oder Liam Gillick auf sein Gut ein, damit sie ihre Skulpturen-Konzepte vor Ort entwickeln können. Tracey Emin, Ai Weiwei und die Architekten von Saana planen noch, während McGillen schon die neuen Ausstellungspavillons bei Renzo Piano, Richard Rogers und Sou Fujimoto in Auftrag gegeben hat.
"UM-Festival für zeitgenössische Kunst, Musik und Literatur". Fergitz, Pinnow und Sternhagen Gut/Uckermark, 5.-7. 9.;
Festival "Le Mouvement". Biel/Bienne, Schweiz, 26.-31.8.;
Ausstellung "The City Performed". Kunsthaus CentrePasquArt, 30.8.-2.11.;
Skulpturenschau "Open". Venedig, 28.8.-28.9.;
Weingut Chateau La Coste.