Urteil Ex-Kika-Mitarbeiter muss für fünf Jahre in Haft

Wegen Untreue und Bestechlichkeit verurteilt: Ex-Kika-Mitarbeiter Marco K.
Foto: dapdErfurt - Wegen Millionenbetrug beim öffentlich-rechtlichen Kinderkanal muss der frühere Kika-Herstellungsleiter Marco K. fünf Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Das Landgericht Erfurt verurteilte den 44-Jährigen am Dienstag wegen Bestechlichkeit und Untreue. Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre und acht Monate Haft gefordert. Die Verteidigung plädierte auf eine Strafe von nicht mehr als dreieinhalb Jahren.
Marco K. hatte zu Prozessbeginn gestanden, den Sender mit Scheinrechnungen und fingierten Aufträgen um Millionen geprellt zu haben. Er begründete sein Verhalten mit seiner Spielsucht. Der MDR, der den Kika federführend leitet, hatte den Schaden durch die Betrugsfälle mit 8,2 Millionen Euro beziffert.
Der Skandal war Anfang Dezember 2010 öffentlich geworden, als der Mitarbeiter verhaftet wurde. Mit dem Urteil ist die Affäre aber noch nicht abgeschlossen. Einem internen Revisionsbericht zu Folge hatte es im Vorfeld mehrfach Hinweise auf Unregelmäßigkeiten in den Abrechnungen des Mitarbeiters gegeben. Diese seien aber vernachlässigt worden. Unter anderem wird Frank Beckmann, heute NDR-Programmdirektor und Vorabend-Koordinator des Ersten, vorgeworfen, die Vorwürfe nicht ernst genug genommen zu haben.
Nach SPIEGEL-Informationen warnte das ZDF bereits 2008 eindringlich vor den Zuständen beim Kika, einer Gemeinschaftseinrichtung von ARD und ZDF unter Federführung des MDR mit Sitz in Erfurt: "Wir haben denen gesagt, dass sie mühelos zu betrügen sind", sagte ein ZDF-Mann dem SPIEGEL. Im April hatte der scheidende ZDF-Intendant Markus Schächter zudem Beckmann scharf kritisiert. Information über die Glücksspielleidenschaft des Herstellungsleiters hätten frühzeitig und "nachweislich die Leitungsebene des Kika erreicht". Es hätte Veranlassung bestanden, den "fundierten Gerüchten" nachzugehen. Auch den MDR, der für die ARD den Kika betreut, griff Schächter an. Die Verantwortlichen hätten die Bedeutung der Schwachstellen "in ihrer Tragweite unterschätzt".