US-Stars mit Wahlkater Wo ist Michael Moore?

John Kerry bekam nicht genug Stimmen, dafür ein paar der schönsten. Die von Bruce Springsteen zum Beispiel und die von Stevie Wonder. Nicht zu vergessen das Engagement von Star-Filmer Michael Moore. Doch um die prominenten Wahlkampfhelfer ist es nach der Niederlage still geworden - Enttäuschung gibt den Ton an.

Eigentlich war Michael Moore nie um Worte verlegen. In Büchern, auf Vortragsreisen und in Talk-Shows verfolgte er wortgewandt und polemisch sein Projekt: den amtierenden Präsidenten George W. Bush zu stürzen. Zwei Tage nach der Wahlniederlage Kerrys scheinen dem Star-Regisseur allerdings die Worte zu fehlen. Auf seiner Website sind aktuell keine Schmähungen des verhassten Republikaners zu finden, sondern lediglich dessen Konterfei, zusammengesetzt aus hunderten Einzelporträts von im Irak gefallenen Soldaten. Bildunterschrift: "Wir verschwinden nicht. Tragt euch in unsere E-Mail-Liste ein."

Dabei hatte Moore doch am vergangenen Samstag vollmundig angekündigt, die Abstimmungen in Ohio und Florida mit Kamera-bewehrten Helfern beobachten zu lassen. 1.200 Moore-Kerry-Anhänger sollten in die Wahllokale der entscheidenden Swing States einrücken und einen möglichen Wahlbetrug medial dokumentieren. Der Wahlausgang war Amerikas erfolgreichstem Dokumentarfilmer bis jetzt allerdings keine Silbe wert.

Sprachlos sind wohl auch die anderen Stars, die den Wahlkampf Kerrys in den letzten Wochen unterstützt haben. Ob Hollywood-Mime, Schriftsteller, Bildhauer oder Pop-Star: Die Größen des Showgeschäfts trommelten zu Dutzenden für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten. Noch einen Tag vor der Abstimmung standen Rock-Legende Bruce Springsteen und Soul-Veteran Stevie Wonder mit Kerry auf der Bühne. Jetzt sieht es so aus, als sei die kulturelle Elite sang- und klanglos auf Tauchstation gegangen.

Wer den Schaden hat, kann sich des Medienspotts sicher sein. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, soll ein Radiomoderator heute gewitzelt haben: "Hollywood scheint sprachlos zu trauern." Dabei hatte der Medienexperte Matthew Felling vom Center for Media and Public Affairs das Debakel bereits vorausgesagt. Ein noch so großes liberales Star-Aufgebot könne kaum einen Bush-Wähler umstimmen, so die Diagnose. Zwar liebten die US-Bürger ihre Showbiz-Helden, deren politisches Engagement würde allerdings kaum Ernst genommen.

Das Engagement der Entertainment-Branche für den Demokraten Kerry war beispiellos. Allein beim von Springsteen angeführten Rockmarathon (Motto: "Wählt den Wandel") wurden mit insgesamt 34 Shows unter Mithilfe von Stars wie R.E.M. und Pearl Jam 28 Städte beschallt. Aus Hollywoods Reihen erhielt der demokratische Senator unter anderem Unterstützung von Sharon Stone, Uma Thurman und Ben Affleck.

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