US-Zeitungen "Washington Post" stellt neuen Chefredakteur vor
Washington - Es ist einer der prestigeträchtigsten Jobs in der amerikanischen Medienbranche: Marcus Brauchli ist neuer Chefredakteur der US-Zeitung "Washington Post". Der 47-Jährige wird ab September Leonard Downie Jr. ablösen, der seit 1991 die Redaktion leitete.
Brauchli war zuletzt für knapp ein Jahr Chefredakteur des "Wall Street Journal". Als Medienmogul Rupert Murdoch mit seiner Firma News Corp. das Traditionsmagazin übernahm, überließ Brauchli seine Position dem Wunschkandidaten des neuen Besitzers und wechselte in eine Beratertätigkeit.
Eine seiner Hauptaufgaben bei der "Washington Post" wird sein, die Verschmelzung von Print- und Onlineangebot voranzubringen. Während die Zeitung mit sinkenden Anzeigenerlösen und schwächelnder Auflage (von 800.000 im Jahr 2000 auf derzeit 673.000) zu kämpfen hat, legte die Internetseite kräftig zu und kommt derzeit monatlich auf 9,4 Million Unique Visitors. Damit liegt washingtonpost.com auf Rang drei der amerikanischen Nachrichtenangebote. Trotzdem hat der Verlag Schwierigkeiten, aus dem Online-Erfolg genug Kapital zu schlagen, um die Verluste des Blattes aufzufangen. Um das Jahr 2000 bestand die Redaktion noch aus mehr als 900 Mitarbeitern, heute sind es etwa 700.
Doch schon beim "Wall Street Journal" sorgte Brauchli dafür, dass Print und Online besser vernetzt wurden - und empfahl sich dadurch seinem neuen Arbeitgeber. Seine Erfahrung werde "helfen, uns durch die neue Medienwelt zu navigieren", sagte Katharine Weymouth, die Herausgeberin der "Post". Er habe "die Fähigkeit, bestehende Ressourcen neu zu verteilen auf eine Art, die den Wünschen und Erwartungen der Leser gerecht wird, und dabei die hohen Qualitätsstandards der 'Post' aufrechtzuerhalten", teilte Weymouth in einer Erklärung mit.
Mit Brauchli übernimmt erstmals seit 1933 ein Externer die Leitung der Zeitung. Er war zuvor in 20 Ländern als Korrespondent tätig. In Washington hat er bislang noch nicht gearbeitet. Unter seinem Vorgänger Downie Jr. gewann die Redaktion insgesamt 25 Pulitzer-Preise, allein sechs im Jahr 2008. Im Juni diesen Jahres kündigte der 66-Jährige seine Rückzug an.
sto/AP