Ustinovs 80. Geburtstag "Schlusswort? Hoffentlich nicht!"
Schauspieler, Autor, Dramaturg, Komponist, Zeichner, Universitätskanzler, dienstältester Unicef- und regelmäßiger Werbebotschafter - Ustinov hat viele Begabungen. Das ZDF feierte den 80. Geburtstag von Sir Peter im Berliner Theater des Westens, auch wenn der eigentlich erst am 16. April fällig ist. Zur Gratulation des Multitalents, der in über 40 Filmen so verschiedene Charaktere wie Kaiser Nero oder Hercule Poirot verkörperte und zwei Oscars einheimste, kamen Ursula Andress, Roger Moore, Daniel Barenboim, Hans-Dietrich Genscher, Niki Lauda und Horst Tappert auf die Bühne. Im Publikum applaudierten Freunde und Familie des nach eigener Aussage "in Petersburg gezeugten, in London geborenen und in Schwäbisch Gmünd getauften" Weltstars.
"In 80 Jahren um die Welt " lautet der Titel der Sendung, die das ZDF am Ostermontag ausstrahlen wird. Damit die Show auch auf dem Bildschirm gut ankommt, bat der Veranstalter "Medienkontor" das Publikum, "nicht in die Kamera zu winken" und um "kräftigen Applaus" für Elstner und für "spontane Standing Ovations" für Ustinov. "... und dann möchte ich Sie bitten, sich möglichst spontan schnell wieder hinzusetzen" rettete Moderator Frank Elstner die peinliche Situation. Applaus hat Ustinov verdient - sogar Niki Lauda zog seine Rennfahrermütze vor dem Jubilar. Doch die neue Manie im Showbusiness, Glückwünsche über Videoeinspielungen oder per Fax los zu werden, nervt - selbst wenn unter den Gratulanten UN-Generalsekretär Kofi Annan, Präsident Rau, Prinz Charles und der Dalai Lama waren.
Doch der vor Charme sprühende Ustinov entschädigte für alle Widrigkeiten: Mit Eidgenossin Andress zelebrierte er das Schwyzerdütsch, mit Tappert rezitierte er Shakespeare und mit Stardirigent Daniel Barenboim sang er ein Ständchen. Der Kosmopolit plauderte aus seinem bewegten Leben: von seiner Beinah-Karriere als Spion, von Kniebeschwerden beim Ritterschlag, und von einem missglückten Tänzchen mit der Queen, die ihn nach zwei Drehungen wissen ließ: "Es ist besser, wir setzen uns." Der Papst wollte einmal mit Ustinov Tennis spielen, woraus zu seinem Bedauern nichts wurde - "er wurde ja dann angeschossen".
Nebenbei fand Ustinov noch Zeit, für Genscher Partei-Werbung zu machen. Der Ex-Außenminister würdigte ihn als "großen Liberalen", darauf der 79-Jährige: "Ich habe immer versucht, der FDP über die Fünf-Prozent-Hürde zu helfen." Politiker habe er selbst aber nie werden wollen - "ich hätte es nicht ausgehalten, immer recht haben zu müssen". Vom Moderator Elstner zum Schlusswort aufgefordert, meinte er: "Schlusswort? Hoffentlich nicht!"
Bei der anschließenden Feier war Ustinovs charmantes Augenzwinkern der Müdigkeit gewichen. Knapp fiel die Antwort darauf aus, welches seiner Talente am stärksten ist. Ustinov: "Das müssen die Kritiker entscheiden - die müssen schließlich auch etwas zu tun haben." Er selbst gibt keiner seiner Leidenschaften den Vorrang. "Warum soll man immer wählen? Beim Jonglieren mit so vielen Karrieren verschafft mir die eine Erholung von der anderen."
Die Standardfragen der Journalisten bügelte er ab. Worauf er am stolzesten sei? "Dass ich noch lebe." Ob er irgendetwas in seinem Leben anders machen würde? "Dafür ist das Leben zu kurz." Wie er es geschafft habe, so jung zu bleiben? "Das sind alles so retrospektive Fragen - damit beschäftige ich mich nicht." Aber er müsse doch ein Geheimnis haben? "Wenn ich ein Geheimnis habe, behalte ich es für mich." So ungalant kann ein Ustinov sein.