Vermisste Antiquitäten
Sensationeller Schatzfund in Iraks Notenbank
Die Geschichte erinnert an einen Indiana-Jones-Film: Das Gros der gestohlen geglaubten Antiquitäten aus Bagdads Museen ist wiederentdeckt worden. Die unermesslich wertvollen Stücke waren offenbar in einer Geheimkammer unter der irakischen Zentralbank versteckt.
Bagdad - Von den ursprünglich 170.000 zum Teil Jahrtausende alten
Gegenständen, die Plünderer während des Irak-Kriegs vor gut zwei
Monaten aus dem Museum geraubt haben sollen, fehlten noch 3000,
teilten von den USA eingesetzte Fahnder am Samstag mit. "Anfang
der Woche wurden 179 Kisten, die den überwiegenden Teil der
Sammlung des Museums enthielten, sicher in einem geheimen
Gewölbe entdeckt", hieß es in einer Mitteilung.
Fast 8000 der wichtigsten Stücke des Museums hätten sich in
den Kisten befunden. "Dies bedeutet, dass die Arbeit des
Untersuchungsteams sich dem Ende zuneigt." Allerdings würden
noch 47 Gegenstände vermisst, die zur Hauptausstellung des
Museums und damit zu den wertvollsten Sammlungsstücken zählten.
Die US-Truppen sahen sich im April scharfen Vorwürfen
ausgesetzt, als sie die Plünderung des Museums nicht
verhinderten. Die Soldaten hätten nicht eingreifen können, weil
sie zu sehr in Straßenkämpfe verwickelt gewesen seien, gab das
Militär damals an.
An sicherer Stelle verwahrt
Zahlreiche Besitztümer des Museums fielen jedoch gar nicht
in die Hände von Plünderern, wie sich mittlerweile
herausstellte. So hatten etwa Museumsmitarbeiter einige
Gegenstände zur Sicherheit mit nach Hause genommen. Und ein
besonders bedeutender archäologischer Fund, der berühmte Schatz
von Nimrud, wurde am Donnerstag aus überfluteten Tresorräumen
der zerstörten Zentralbank von Bagdad geborgen.
Zunächst war befürchtet worden, dass die zahlreichen mit
Gold und Edelsteinen besetzten Nimrud-Artefakte aus der
altertümlichen Zeit des Assyrerreiches verschwunden seien. Doch
die US-Ermittler entdeckten sie, nachdem das Wasser aus den
Tresorräumen im Kellergeschoss der Bank gepumpt worden war. Sie
waren offenbar bereits in den frühen 90er Jahren in der Bank
eingelagert worden. Die zwischen 1988 und 1990 in Grabkammern
unter einem Palast in Nimrud, der zeitweiligen Hauptstadt der
Assyrer, entdeckten Kunst- und Schmuckstücke stammen aus dem
neunten Jahrhundert vor Christus.
Bei der Bergung stießen die Fahnder nach eigenen Angaben auf
Leichen von Plünderern, die während Feuergefechten mit
rivalisierenden Banden umgekommen sein sollen. Doch die
Schlösser der Kisten, in denen sich der Schatz befand, seien
unversehrt gewesen. Bald würden Experten des British Museum zur
Begutachtung nach Bagdad kommen. Wie es zur Flutung der
Tresorräume kam, wussten die Fahnder nicht.
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