Symbol für Umweltschutz Die italienische "Vogue" verzichtet für eine Ausgabe auf Fotoshootings
Die "Vogue" als Leseerlebnis, das heißt in der Regel vor allem: Man blättert sich durch viele, viele Seiten mit Bilderstrecken, für die etliche der bestbezahlten Models der Welt für extravagante Shootings an exotische Orte geflogen werden - und das mit Fotografen, Visagisten, Ausstattern und Schrankkoffern voll mit Schneiderkunst der nächsten Saison.
Kurz: Der herkömmliche "Vogue"-Genuss speist sich für Leserinnen und Leser aus einer Mischung aus Maßlosigkeit und Modebewusstsein.
Mit der Maßlosigkeit hat die italienische "Vogue" nun für eine Ausgabe kurzen Prozess gemacht. Die erste Nummer im neuen Jahr und neuen Jahrzehnt predigt den Verzicht - zumindest auf visuelle Weise: Statt glamouröser Fotos gibt es farbenfrohe Illustrationen, statt Models werden gezeichnete Figuren mit ambitioniertem Strich ins Bild gesetzt.
Ein harter Bruch mit der Tradition des Blattes, das als Zentralorgan der Modewelt bezeichnet werden darf. Der Chefredakteur der italienischen "Vogue", Emanuele Farneti, will den Verzicht aufs Foto als Statement für mehr Nachhaltigkeit gewertet sehen; als Versuch, den CO2-Fußabdruck, der bei aufwendigen Modeshootings entsteht, so klein wie möglich zu halten.
In seinem Vorwort beschreibt Farneti die Öko-Couture-Ausgabe zur ersten Maßnahme im Rahmen einer Umweltkampagne, die von allen Verantwortlichen der 26 verschiedenen nationalen Ausgaben des Zeitschriftenklassikers aus dem Verlagshaus Conde Nast unterstützt wird.
Farneti zu der Selbstbeschränkung: "Die Herausforderung ist, über Kleider etwas zu erzählen, ohne sie zu fotografieren." Keine "Vogue" habe jemals auf diese verzichtet.
Als Auslöser für den ungewöhnlichen Schritt nennt der Chefredakteur die Septemberausgabe der italienischen "Vogue", die wie immer die umfangreichste des Jahres war. Im Editorial zählt er auf, welcher Aufwand für die Mammutausgabe nötig war: "150 Leute. Rund 20 Flüge und Dutzende von Bahnreisen. 40 Autos standen bereit." Es habe aufwendige Beleuchtungsmaßnahmen mithilfe von benzinbetriebenen Generatoren gegeben, Caterer seien angekarrt worden, Plastik hätte das angelieferte Essen geschützt.
In der aktuellen italienischen "Vogue", die am Dienstag erscheint, haben nun acht Künstler unterschiedliche Cover und unterschiedliche Modestrecken gestaltet. So hat zum Beispiel David Salle das Model Lili Sumner in Gucci gekleidet gezeichnet. Auch andere bekannte Models werden in Gucci illustriert.
Das durch die schlanke Produktion eingesparte Geld geht an eine Kultureinrichtung, die von dem dramatischen Hochwasser im November in Venedig stark beschädigt worden sei. Farneti: "Sich zu ändern ist schwierig, aber wie können wir es von anderen erwarten, wenn wir uns nicht selbst in Frage stellen?"