Waldschlößchenbrücke Künstler fordern Merkel zum Eingreifen auf

Günter Grass, Martin Walser und Wim Wenders appellieren an die Kanzlerin, den Bau der Dresdner Waldschlößchenbrücke zu stoppen. Den Kritikern rennt die Zeit davon, denn in einem Monat könnte die Unesco dem Elbtal seinen Status als Weltkulturerbe entziehen.

Dresden/Hamburg - In vier Wochen könnte das Dresdner Elbtal seinen Status als Weltkulturerbe verlieren, denn dann tagt das Unesco-Welterbekomitee. In diesen vier Wochen soll nun Bundeskanzlerin Merkel ihr politisches Gewicht dafür einsetzen, den Bau der umstrittenen Waldschlößchenbrücke stoppen, die im Osten der Stadt die Elbufer miteinander verbinden soll.

Günter Grass, Martin Walser, Wim Wenders und fünf weitere namhafte Künstler haben die Regierungschefin in einem offenen Brief zum schnellen Eingreifen aufgefordert. Für die acht steht nichts Geringeres als "der Ruf unseres Landes als Kulturnation" auf dem Spiel. "Wir befürchten, dass der bisher nicht gestoppte Frevel an einem einzigartigen Kulturerbe wie dem des Dresdner Elbtals vieles von diesem Ansehen zunichte macht", schreiben sie.

"Irreparabler Schaden"

"Inständig" flehen Grass & Co. Merkel an, "alles zu tun, um irreparablen Schaden am einmaligen Dresdner Erbe zu verhindern." Der Streit, der längst zu einer nationalen Angelegenheit erwachsen ist, bekommt damit noch einmal eine neue Dimension.

Die Unesco hat bereits mehrfach gedroht, dass sie dem Elbtal seinen Titel aberkennen wird, wenn die Brücke weiter gebaut wird. Die 160 Millionen Euro teure Konstruktion wurde 2005 per Bürgerentscheid abgesegnet und soll Autofahrern die Wege verkürzen. Seit sieben Monaten wird nun an den Ufern der Elbe gebaut.

Bürger streiten für die Tunnelalternative

Derzeit versuchen die Gegner der Brücke alles, um die Aberkennung des Weltkulturerbe-Status noch zu verhindern. In zwei Wochen verhandelt das Dresdener Verwaltungsgericht Klagen von Naturschützern gegen die Brücke. Darüber hinaus beantragen derzeit mehrere Bürgerinitiativen ein neues Bürgerbegehren, um über den Bau eines Tunnels als Alternative zur Brücke abzustimmen. Die Unesco hat bereits verlauten lassen, dass sie dem Elbtal in diesem Falle das Weltkulturerbe nicht aberkennen würde.

Ob dieses Bürgerbegehren für den Tunnel kommt, ist offen, da Oberbürgermeister Lutz Vogel sein Veto dagegen eingelegt hat. Auch Sachsens neuer Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) will die Brücke fertig stellen.

"Angesichts der starren Haltung sächsischer Politiker" fordern die Künstler nun Merkel auf, sich auf ihre Seite zu schlagen. Die nächste Sitzung des Unesco-Welterbekomitees findet vom 2. bis 10. Juli im kanadischen Quebec statt.

pha/ddp/dpa/ap

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