Zeitungskrise WAZ schließt "Westfälische Rundschau"-Redaktion

"Westfälische Rundschau" und andere Blätter der WAZ-Gruppe: "Wissen, dass das hart ist"
Foto: Martin Gerten/ dpaEssen/Hagen - Die WAZ Mediengruppe schließt die Redaktion der defizitären "Westfälischen Rundschau" mit 120 Stellen, will den Titel aber durch eine Zusammenarbeit mit Konkurrenten erhalten. Das teilte die WAZ-Gruppe am Dienstag mit. "Wir werden alles daran setzen, diesen Arbeitsplatzabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten", erklärte WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus in einer Pressemitteilung. Die Betroffenen wurden in Hagen bei einer Mitarbeiterversammlung informiert. Ein Sozialplan sieht - gestaffelt nach Alter und Betriebszugehörigkeit - Abfindungen vor.
Die "Westfälische Rundschau" ("WR") ist mit einer verkauften Auflage von 115.000 einer der vier NRW-Titel der WAZ-Gruppe und hat in den vergangenen Jahren nach Verlagsangaben 50 Millionen Euro Verlust eingefahren. Die anderen drei WAZ-Titel in Nordrhein-Westfalen, die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", die "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" und die "Westfalenpost" schreiben dagegen schwarze Zahlen. Alle vier Zeitungen zusammen verkaufen täglich 700.000 Exemplare.
"Unser Ziel ist es, die 'Westfälische Rundschau' zu erhalten und damit die Medienvielfalt in dem Verbreitungsgebiet sicherzustellen", heißt es in der Pressemitteilung. Dass ausgerechnet mit der Medienvielfalt argumentiert wird, erstaunt. Den Mantel der "WR" liefert die Zentralredaktion der WAZ-Gruppe, lokale Inhalte kommen ab Februar von der WAZ-eigenen "Westfalenpost" sowie von den "Ruhr Nachrichten" aus dem Dortmunder Medienhaus Lensing, vom "Hellweger Anzeiger" in Unna und vom Märkischen Zeitungsverlag in Lüdenscheid, der zur Verlagsgruppe Ippen gehört.
"Sehen leider keine andere Möglichkeit"
Vor einem Jahr hatte Petra Grotkamp, eine Tochter des Mitgründers Jakob Funke, die Mehrheit an der WAZ-Gruppe übernommen, die auch in Thüringen und Niedersachsen sowie in Österreich und Osteuropa aktiv ist. Geführt wird der Verlag von drei Geschäftsführern - Christian Nienhaus, Manfred Braun und Thomas Ziegler. Alle drei stellten sich am Dienstag öffentlich hinter die Entscheidung, die "WR"-Redaktion zu schließen.
"Wir wissen, dass das für die Betroffenen und ihre Familien sehr hart ist, aber wir sehen im Interesse des gesamten Unternehmens leider keine andere Möglichkeit", sagte Braun laut Pressemitteilung. Ziegler fügte hinzu: "Angesichts des anhaltenden Anzeigen- und Auflagenrückgangs und der schlechten Geschäftsaussichten für das laufende Jahr mussten wir jetzt handeln."
Im November hatte bereits die "Frankfurter Rundschau" angesichts massiver Verluste Insolvenz angemeldet. Die Tageszeitung gehört dem Verlag M. DuMont Schauberg, in dem unter anderem auch "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Berliner Zeitung" erscheinen, sowie der SPD-Medienholding DDVG. Sie kämpft ums Überleben und soll noch bis mindestens Ende Januar erscheinen. Im Dezember hatte der Verlag Gruner + Jahr die "Financial Times Deutschland" eingestellt, die ebenfalls rote Zahlen schrieb. Dort waren 300 Mitarbeiter betroffen.